12
Dez
2010

Die öffentlich insinuierte Offenlegung lobenswerter Offenheit, aber auch die Preisgabe geheimniskrämerischer Verschlossenheit bestimmter öffentlicher Ämter — in einer selbstkritischen Gesellschaft, die für die Seitenhiebe der Seiten von WikiLeaks nur ein müdes Lächeln übrig hat

Finnlands Gerichtsberichterstatter e.V. zeichnete dieser Tage mit einem Lichtkegel-Preis das Schöffengericht von Helsinki aus, das den Beschluß gefaßt hatte, die Abschnitte mit den Schlußfolgerungen aus den Untersuchungen auf den geistigen Zustand einer gemeinen, der Ermordung älterer Patienten bezichtigten Giftspritzen-Krankenpflegerin der Öffentlichkeit vorzulegen.

Den Beschluß hatten Richter am Schöffengericht Markku Saalasti als der Sprecher des Gerichts, Schöffengerichts-Richter Timo Niemi als zweiter berufener Richter, sowie drei Schöffen gefaßt.

Gerichtsberichterstatter e.V. zufolge wog das Gericht das Recht der Angeklagten auf eine Privatsphäre und das Recht der Öffentlichkeit auf Informationen gegeneinander vernunftgemäß ab. Die Herausgabe des Abschlußberichts der Untersuchung auf den geistigen Zustand erbrachte wenigstens in Ansätzen eine Erklärung für die Serie von Verbrechen am menschlichen Leben, die ansonsten völlig unerklärlich geblieben wäre.

Der Beschluß hätte dabei geholfen, ein ins Bild getretenes Phänomen zu durchschauen, und entsprechende Taten im Vorfeld zu verhindern. Die Gerichtsberichterstatter-Vereinigung möchte die Gerichte dazu anspornen, auch weiterhin in der Zukunft in ermessenem Umfang Berichte zur geistigen Verfassung, so das allgemeine Interesse dies fordern sollte, der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, zumal diese oft ein tieferschürfendes Bild ergäben bezüglich der Ursache von Verbechen und dem, was auf letztere alles Einfluß haben kann, als das vielfach oberflächlich verbleibende Polizeiverhör.

Die Gerichtsberichterstatter teilten gleichzeitig auch einen Verschleierungspreis aus, den Nebelschleier, der an die Polizei der finnischen Provinz Satakunta ging, die die Akten der polizeilichen Voruntersuchungen zum Mordfall von Ulvila nahezu vollständig hatte verschwinden lassen. Die Polizei von Satakunta verheimlichte mehr als 80 Prozent der polizeilichen Verhörprotokolle und deren Anhänge
in einem Mordfall, der gewaltiges Aufsehen erregte.

Hätte nicht späterhin das Schöffengericht das Material ans Licht der Öffentlichkeit gebracht, wäre der größte Teil der Beweise in den Kernfragen des Falls, sowie der der Akten mit den Zeugenaussagen im Dunkeln geblieben. Desgleichen wäre eine öffentliche Auseinandersetzung mit den ungewöhnlichen Vorgehensweisen der Polizei bei der Untersuchung des Falls und die sich darauf beziehende Kritik, wie z.B. das Einschleusen eines Spitzels und das Abhören der Wohnung der Verdächtigen, außen vor geblieben.

Gemäß Gerichtsberichterstatter e.V. gefährdete die Heimlichtuerei der Polizei auf ernstzunehmende Weise den Rechtsschutz der Angeklagten und das Recht der Allgemeinheit darauf, Informationen zu bekommen. Die Vertuschungen wurden mit dem Schutz der Privatsphäre der in dem Fall betroffenen Personen begründet, sie erweckten jedoch den begründeten Verdacht, daß tatsächlich dahinter auch das Ansinnen stand, eigene Fehler und Versäumnisse der Polizei zu verdecken.

Finnlands Gerichtsberichterstatter e.V. vergibt zur Förderung einer transparenteren Gesellschaft jährlich die Lichtkegel-Auszeichnung, sowie zur Vorführung einer Kultur geheimnisvoller Methoden einen Nebelschleier-Preis. Der Lichtkegel wird seit 2005 und der Nebelschleier seit 2006 weitergegeben. Der Nebelschleier wurde zwar im Jahr 2008 nicht weitergereicht - dies zur Ehre der Feierlichkeiten zum zwanzigjährigen Bestehen der Vereinigung der Gerichtsberichterstatter.

Letztes Jahr bekam die Abteilung der Kriminalpolizei von Helsinki für Gewaltverbrechen den Lichtkegel zugesprochen, und ein Ausschuß den Nebelschleier, nachdem dieser den Vorschlag eingebracht hatte, den Quellenschutz zu kippen.

10
Dez
2010

Singt in Euren Pop-Songs darüber, was Ihr revolutionieren wollt, und Ihr werdet Erfolg haben - aufkeimendes Beispiel: Myanmar

Die in Myanmar regierende Militärdiktatur schränkt die Kreativität von Künstlern ein. So müssen zum Beispiel Musiker vorab die Liedtexte ihrer Stücke bei den Behörden überprüfen lassen; viele heimische Künstlergrößen geben sich deshalb damit zufrieden, ausschließlich Liebeslieder zu singen.

Vom Verfolgungswahn der Behörden spricht zum Beispiel, daß eines von Myanmars bekanntesten Hiphop-Duos ein Musikstück nicht herausbringen durfte, da es darin heißt: "He ihr da, was gibt es Neues?".

Wiewohl die Zensoren alles daransetzen, die populäre Musik in Schranken zu verweisen, schwelt der Widerstand.

Die Gruppe Generation Wave, deren Mitglieder anonym bleiben, nehmen beispielsweise ihre Lieder, die gegen die Regierung gerichtet sind, klammheimlich auf und vertreiben die Platten auf eigene Faust. Zu ihren Stücken gehört zum Beispiel ein Song
"Wake Up", in dem die Jugend dazu wachgerufen wird, sich der Demokratiebewegung anzuschließen.

Ein in Myanmar angetroffener, örtlicher Punk-Sänger Kyar Pauk, der einen weiten Bogen macht um die Zensurbehörden des Landes, glaubt jedoch nicht, daß die Zensur nachlassen wird, wenngleich im November die ersten Wahlen in 20 Jahren Im Land stattfanden und Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi aus dem Hausarrest entlassen wurde.

Für viele handelt es sich indes bei der Zensur um Schlimmeres als lediglich um eine Einschränkung der künstlerischen Freiheit.

Unter den über 2200 politischen Gefangenen Myanmars befinden sich zahlreiche Reporter, Schriftsteller und Intellektuelle, die bei ihrer Wortwahl sich Patzer geleistet hatten. In verrufenen Gefängnissen müssen sie unter Folter zu den von ihnen geäußerten Worten Rede und Antwort stehen.

Die Zensur beeinflußt sogar die Sicherheit gewöhnlicher Menschen. Als der orkanartige Wirbelsturm Nargis 2008 Myanmar bedrohte, wurden in den Zeitungen die Sturmwarnungen des meteorologischen Instituts zensiert.

25
Nov
2010

"Habe für _meine eigenen_ Zwecke nicht genug Geld auf der Hohen Kante liegen, geschweige denn, um in Not geratenen ·ausländischen Touristen· noch zur Hilfe zu eilen" —— ???

Reportage zu der einen größten Herausforderung unserer Zeit an die wohlhabenden Länder gegenüber den weniger glücklichen und den verarmten der Welt — mit einer repräsentativen Auswahl unterschiedlichster Kommentare aus den Reihen des gemeinen Volkes —, — als trefflich zynisches Beispiel - pars pro toto - der finnischen Presse entnommen —, die eigentlich allesamt im Grunde auf die immense Dringlichkeit verweisen, mit der Zeit - je eher, desto besser - ein makro-sozioökonomisches Alternativ-Verfahren sich auszudenken und dazu ein menschennatürliches, leicht funktionierendes Regelwerk mit einem gänzlich neuen System eines unabgezählten, völlig zahlenfreien, daher "unbezahlbaren" Leistungen-und-Waren-gegeneinander-Abschlagens zu entsinnen, das es "in sich" hätte — das allen Menschen auf der Welt erlaubte, für einen epochalen Neubeginn der existentiellen Basis des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu guter Letzt, hinweg von diesem die Mehrheit der Menschen in gewissen Erdstrichen heute oft schlimm überfordernden Wirtschaften mittels Geldmitteln nach einem durch kaltherzige Kapitalisten und arrogante Millionäre von oben herab diktierten, mehr als knochenharten Leistungsprinzip, zugunsten einer menschlich gerechteren, unentgeltlich arbeitenden Allgemein- Versorgung der Massen bei einer sportlich-spannend gestalteten Luxusgüterverteilung, an der alle ihre Genugtuung und ihren Spaß haben würden, in der Entwicklung der Menschheit endlich einen gewaltigen Schritt nach vorne zu machen

Die Bewohner vom Roma-Lager verbrachten eine frostige Nacht im Sozial-Center 'Im Hafen'

Die Bewohner des Roma-Lagers im Fischhafen von Helsinki verbrachten die Nacht zwischen Montag und Dienstag 'Im Hafen' , der sozialen Anlaufstelle, in deren Hof sie Lager bezogen haben.

Im Lager war der elektrische Strom abgezwackt, da am Wochenende dort ein Feuer ausgebrochen war.

"Ich habe das Sozialamt gebeten, am Dienstag dort vorbeizuschauen, um abzuklären, wo man die (Roma-Sippschaft) zukünftig unterbringen könne", berichtete am Montagabend Sprecherin Emma Kari (Grüne) vom Jugendausschuß.

"Bereits vor einem Jahr bat ich die Stadt, für die Roma-Leute eine sichere Beherbergung zu organisieren, doch die Stadt wartet nur darauf, daß die Roma sich verziehen würden. Was das betrifft, kann sich die Stadt nicht mehr länger ihre Hände reinewaschen", sagte Kari.

Die Brandursache konnte nicht sichergestellt werden, jedoch besteht kein Verdacht einer Brandstiftung. Es kursieren im Lager lediglich Spekulationen darüber, wie das Feuer ursprünglich entstand.

"Vielleicht kam es aus der Heizungsanlage. Oder sonst irgendwoher", vermutet der 21-jährige Brebenel Bogdan.

"Von einer Zigarette", sagt Lasister Miclescu, 22.

Die Feuersbrunst flackerte in Miclescus rotem Lieferwagen auf und fackelte ihm alles ab, was er besessen hatte.

"Taschen, Kleider, Kinderkleider, alles, was die Leute gestiftet hatten. Jetzt gilt es, ganz von vorne wieder anzufangen", sagte Miclescu mit Unterstützung eines Interpreten.

Miclescu war zu dem Zeitpunkt, als es zu brennen begann, nicht im Auto gewesen.

Laut Simo Wecksten, dem Risikenkontrollchef der Feuerwehr von Helsinki, klärten die Behörden gerade ab, ob Mängel beim Brandschutz vorgelegen hätten.

"Sicher ist nur soviel, daß dort kein Gas mit im Spiel war. Wir stecken noch völlig mittendrin, den Vorfall aufzuklären", gab Wecksten an.


(ein Bericht aus der Helsingin Sanomat vom 23.11.2010 von Pipsa Palttala und Jaana Savolainen, übersetzt aus dem Finnischen)

——Bordo Poniente in der Nähe der Hauptstadt Mexikos liegt mit dem in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul befindlichen Müllplatz Sudokwon im Wettstreit um den Titel des größten Müllplatzes——

IM NACHSTEHENDEN NUN EINZELNE, SELEKTIERTE LESERKOMMENTARE ZU OBIGEM ARTIKEL

Wie ist es möglich, daß auf dem Terrain der Stadt Helsinki ein so unglaublich wüst aussehender Flecken sein kann? Wo nur ist der städtische Fassadenausschuß abgeblieben? Namenszeichen "Erkki"

Psst, das ist Rassismus, wenn von Romas verlangt wird, sie sollten das Gelände, wo sie leben, auch saubermachen. Namenszeichen "Tapsa"

Freie Beweglichkeit bedeutet doch etwas ganz anderes als auf der Flucht zu sein aus humanitären Gründen. Freiheit heißt, wählen zu können, Sie haben die Wahl, irgendwohin zu gehen, genauso aber haben Sie auch die freie Wahl, von dort wieder woandershin zu gehen. Auch dem Zielland steht es frei, sich zu weigern, für solche aufzukommen, die aus freien Stücken hierher gekommen sind. Solchen, die frei in der Weltgeschichte herumziehen, steht es auch frei, sich gemäß ihren eigenen Fähigkeiten und ihrem Können einen Lebensunterhalt zuzulegen. Namenszeichen "Beherbergungsmeister"

In der Emma Kari steckt zehnmal mehr ein Mensch als in euch allen zusammen und multipliziert mit hundert. Hier bringt ihr es fertig, euren Dickschädel zu öffnen und abgedroschene Phrasen abzuspulen. Schämt euch. Namenszeichen "Wo bleibt der Mensch"

Was glaubt ihr, wenn man selber nach Rumänien ginge. Würde der rumänische Staat einem Wohnung, Kleider usw. bereitstellen? Das artet langsam schon zu einer richtig lächerlichen Handlungsweise aus, alle diejenigen zu behausen, die nach Finnland vordringen.

Das sind doch keine Asylanten, sondern Touristen. Namenszeichen "Ein Tourist"

Hier wird doch klar mit dem Gleichwertigkeitsgesetz gebrochen, nur sehr wenige Finnen sind dazu berechtigt, zu lagern und ihren Müll zu verstreuen, wo es ihnen gerade paßt, und eigene, fragwürdige Stromvernetzungen anzubringen und nicht mal für den Strom bezahlen zu brauchen. Namenszeichen "Ein Mann des Gesetzes"

Es sind nicht alle gleichberechtigt und gleichwertig, sondern es wird die sog. positive Diskriminierung angewandt, bei der Minderheiten abweichende Freiheiten zugestanden werden, mit denen sich sogar gesetzliche Verordnungen umgehen lassen. Man würde glauben, daß "ein Mann des Gesetzes" davon bereits Kenntnis hätte. Namenszeichen "Hannes"

Versetzt euch selber mal in die gleiche Lage! Die Bibel sagt: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" - Mögen diejenigen aufwachen, die nur anklagen und kritisieren!!! Es handelt sich um teuere Seelen! - Joh. 3:16 Namenszeichen "Helft den Bedürftigen"

Na, denn nichts wie ein paar schwere Decken dort hingeschafft, achte aber bitte darauf, diese aus dem eigenen Schrank zu holen und nicht aus meinem. Namenszeichen "Pingelig"

Die Rumänen bezahlen für Strom 20 Euro im Monat. Für die Miete im Fischhafen kam die Stadt Helsinki auf. Namenszeichen "Tomi"

Ok! Auch ich möchte ab sofort von der Stadt Strom für 20 Euro im Monat. Hallo, Helsinkier Energiewerke. Namenszeichen "Jaana k."

Würden die Leute in Helsinki doch nur eine Kollekte auf die Beine bringen und Geld einsammeln gehen, um damit Rumäniens Wirtschaft wieder auf Vordermann zu bringen, anstatt klugscheißerisch hier herumzudiskutieren. Namenszeichen "Hand des Volkes"

Wäre es nicht besser, ihnen hier zu helfen? Außerdem würde es beträchtlich billiger kommen, anstelle davon, Milliarden ins Ausland zu verschicken. Wenn ihr Engagierten der Partei der Basisfinnen — Gelder der Steuerzahler usw. — tatsächlich das Zeug zu irgendetwas hättet, dann würdet ihr zum Reichstaggebäude marschieren und NEIN dazu sagen, daß Steuergelder vertan werden für die Schulden anderer Länder. Aber nein, ihr seid nur in der Lage, auf Roma-Zigeuner zu schimpfen, die in einer Position sind, am schwächsten von allen. Um die herrschenden Machthaber herauszufordern, dazu taugt ihr nicht. Namenszeichen "Vorschlag für die Basisfinnen"

Wir könnten Rumänien und den Roma-Zigeunern helfen, indem wir an die örtlichen Verwaltungsorgane dort weise Beschlußfassende verliehen oder zur freien Verfügung bereitstellten. In ein paar Monaten würden in großen Scharen die Finnen nach Rumänien reisen, um sodann die Empathie der dortigen Steuerzahler zu genießen. Namenszeichen "Tasche gepackt"

Einmal kritisierte ein Mann, der selbst auf dem Sozialamt und in der Rentenanstalt täglich sein Biergeld einkassierte, lautstark u.a. die Roma-Zigeuner und die Somalis, die in Finnland für sich ein neues Zuhause gefunden hatten. Richtig grotesk! Ich selber würde da wegziehen. Namenszeichen "Ein Mensch"

Für den Erhalt einer Wohnung könnten eine Sprachenschulung und eine berufliche Ausbildung angeboten werden. Nach Ablauf einer gewissen Zeit dürften sodann alle die bleiben, die bis dahin ausreichend integriert wären, in der Schule gut abgeschnitten und einen Arbeitsplatz erlangt haben. Namenszeichen "Von der Straße in die Schule"

Finnlands berühmt-berüchtigtes Gefängnis von Konnunsuo wurde an eine Royal House GmbH verkauft

"Ein neues 5-Sterne-Hotel für ausländische Zuwanderer. Dort hätte man locker Platz für Hunderte dieser Multi-Talente. Viel Glück dabei, Lappeenranta!"


Wie-schoen-waer-doch-diese-Welt-wenn-es-dieses-Geld-nicht-mehr-gaebe

21
Nov
2010

Das tragische Ende einer modernen finnischen Saga: — Ior Bock —

Am Samstag, den 23. Oktober 2010, tagsüber, ist der 68-jährige, bei sich zu Hause weithin bekannte, finnische Exzentriker Ior Bock (von Geburt her namens Bror Holger Svedlin) jählings in seiner Wohnung in Munkkiniemi, einem Vorort von Helsinki, der Hauptstadt Finnlands, ermordet worden. Als der Tat dringend verdächtig ist ein 1982 geborener Inder in Haft genommen — einer von zwei Gesellen, die Bock seit ungefähr zwei Jahren als Gehilfen in seinem Haushalt beschäftigt hatte. Der von einer vormaligen Messerattacke her bereits teilgelähmt gewesene Bock, der in früheren Jahren seine Winter im indischen Goa zu verbringen pflegte, hatte offensichtlich einst jene zwei Männer selbst aus Indien mitgebracht. Bock ist zum Schluß nun durch multiple Messerstiche, die ihm mit einem langen Brotmesser beigebracht wurden, brutal getötet worden.

Laut dem zuständigen finnischen Gericht wird in der Sache am 27. Januar 2011 strafrechtliche Anklage erhoben.

Der grausigen Bluttat war ein schwerer Zwist zwischen dem Opfer (1942 - 2010) und dessen ausländischen Hausgehilfen vorausgegangen. Die genaueren Umstände, die zu der tragischen Tat führten, konnten vorerst nicht herausgefunden werden.

Ior Bock hatte sich ursprünglich in Finnland einen Namen gemacht als Tour-Guide auf Führungen durch die mittelalterliche Burg Suomenlinna. Äußerst engagiert hatte Bock auf der Helsinki vorgelagerten Festungsinsel von 1968 bis Anfang der 1990er Jahre Rundgänge abgehalten.

In den 1980ern stieg Bock zwischendrin zu noch größerer Bekanntheit empor - als Exzentriker, der einen heidnischen Glauben pflegt. Im Jahre 1987 begann er in seinem Heimatort Sipoo mit Ausgrabungen, bei denen ein antiker Tempel ans Tageslicht befördert werden sollte, dem Lemminkäinen geweiht, einer altfinnischen Sagengestalt, der im Nationalepos der Finnen, dem Kalevala, als Weiberheld und frühen Emanzipisten eine zentrale Rolle zufällt. Eine Lemminkäinen GmbH und die Sparkasse von Sipoo finanzierten die Grabungen, gefunden wurde allerdings nichts.

Ein guter Freund sagt über Ior Bock, er sei als Mensch einzigartig gewesen. Es wäre einmal ein Videofilmchen mit ihm zusammen gedreht worden, wie sich der Freund auch erinnert.

Das Video war verblüffend. Unterwegs im Auto nach Sipoo zu den Grabungen um den Tempel des Lemminkäinen erzählt Ior Bock die Saga seiner Familiensippe. Mittendrin kommt das Fahrzeug von der Fahrbahn ab und im Straßengraben zu stehen. Die Bilderfolge reißt ab.

"Gewiß irgend so ein Spike, damit wir ein wenig länger verblieben, damit wir ja alles sehen würden, was da passiert", wie Bock ein Weilchen später, zum Reporter des A-Studios der finnischen Radio- und Fernsehanstalt gewandt, die Dinge auslegt.

Man schreibt das Jahr 1990, und der damals noch braunbärtige, anmutig jovial dahinplaudernde Bock ist überzeugt von der Existenz eines Tempels, versteckt im Erdreich auf den seiner Sippschaft angestammten Ländereien.

Einige Zeit davor war aus Bock bereits eine bunt schillernde Medienpersonalie geworden: auf seinem Werdegang war er allemal höchst beliebter Leiter von Führungen durch Finnlands einmalige historische Trutzburg, Goa-Besucher, Mythologe, Berichterstatter einer eigenen Saga, Pfeifenraucher, einer, der Samenflüßigkeit aufsabbelt und ein gemeiner Hurenbock gewesen.

Von derart eigenwilligen Rauschebärten sind kaum viele andere mehr in Finnland übriggeblieben.

"Er brachte ein mythologisches Weltbild mit seinem eigenen Leben in Einklang. In jener Hinsicht war er weltweit einmalig", sagt Jogalehrer Juha Javanainen aus, Bocks langjähriger Freund und Verleger von dessen Buch.

"Privat war er liebevoll und mit Konturen versehen. Er besaß ein angespitztes Bewußtsein und hatte eine scharfe Beobachtungsgabe, was in der Öffentlichkeit gar nicht so richtig zur Kenntnis genommen wurde."

In den 1980ern fing Bock damit an, die Saga seiner Familie zu erzählen, mit der "die Geschichte der ganzen Menschenheit" erklärt werden könne, und in der die alte Sagenfigur Lemminkäinen, aber auch der auf einem Rentiergespann übers Land reisende Weihnachtsmann als abenteurliche Zeitgenossen von vormals auftreten.

In den darauffolgenden Jahren nahm die Legendenbildung zusehends Form an: den Angaben Bocks zufolge hätte in der näheren Umgebung von Gumbostrand bei Sipoo, in einem Felsen eingeschlossen, tausend Jahre ein Tempel des Lemminkäinen begraben gelegen. Von überall her bekam Bock Anhänger, und schon bald wurde der Felsen in die Luft gesprengt. Auf dem Höhepunkt der Ereignisse waren bei den Ausgrabungen Dutzende von hilfreichen Aposteln, sowie die Baufirma Lemminkäinen mit von der Partie gewesen.

Bergab begann es zu gehen, als die Polizei damit anfing wegen eines vermuteten Handels mit Drogen auf dem Anwesen Nachforschungen anzustellen. Die Schar der Gefolgschaft wurde lichter, und auch der Posten als Tour-Guide war in Mitleidenschaft gezogen.

Im Jahr 1999 war Bock gerade einmal daheim bei sich im Haus gewesen, als ein von Goa und von Partys her ihm bekannter Mann in sein Haus einzudringen versuchte.

"Ich gab ihm zu verstehen, er könne jetzt nicht hereinkommen, und ging zurück, um meinen Tee zu trinken. Zwischenzeitlich aber verschaffte sich der Kollege nun gewaltvoll Zutritt. Er schlug mir viermals mit einem Finnendolch in den Rücken", hatte dann später ein gelähmter Bock in der monatlichen Sonderbeilage der Helsingin Sanomat berichtet.

Aufgrund der Lähmungen an allen vier Extremitäten konnte Ior Bock auch nicht mehr in seinen Saunaknoten gehen.

Der "Saunaknoten" ist eine Körperstellung, bei der, während man auf dem Rücken liegt, die Füße angehoben, hinter den Nacken geführt und gekreuzt werden. Hinterher werden sodann oft noch die Hände hinterm Rücken zusammengetan. In der Tradition des Joga ist die Stellung unter der Bezeichnung Yoganidrâsana bekannt. In früheren Zeiten hatte Bock die Angewohnheit, mit Hilfe von dieser Stellung vor einem Publikum zu demonstrieren, was es heißt, gelenkig zu sein. Zugleich hatte er sich für die Stellung einen finnischen Namen ausgedacht - saunasolmu [solmu = Knoten]. Er ließ überdies wissen, 'Saunaknoten' rühre daher, daß es zu früheren Zeiten in Finnland Brauch gewesen sei, in der Sauna in ebendiese Stellung zu gehen - solange die Muskeln angewärmt waren.

Bocks Familiensaga gibt des weiteren davon Kunde, wie den Knaben in der heidnischen Zeit, als diese sieben Jahre alt wurden, die Saunaknoten-Stellung beigebracht worden sei. Das Erlernen der Stellung hätte für die Jungen von damals ein Übergangsritual zwischen Kindheit und jugendlichem Alter dargestellt.

In erster Linie hätte die Joga-Stellung der Vorbeugung gedient vor Altersproblemen mit dem Rücken, vor Steifheit des Oberkörpers, hätte aber ebenso der Dickleibigkeit entgegengewirkt.

Auch bei der Selbstbefriedigung könne zudem die Stellung hilfreich sein. Es lasse sich, dergestalt körperlich verknotet, relativ leicht das eigene Sperma aufnehmen, um so den hochwertigen Erguß nicht verschütt gehen zu lassen.

In der heutigen Zeit eigne sich als Übung für derlei Zwecke zum Anfang aber auch das normale Sitzen mit verkreuzten Beinen (Schneidersitz), um eine vom allzeitigen Herumsitzen auf Stühlen herkommende körperliche Steifgliedrigkeit erst gar nicht aufkommen zu lassen.

Nach dem Anschlag auf Ior Bock Ende der '90er wurde das Anwesen der Bock'schen Sippe im Jahre 2000 zwangsversteigert. Die Grabungsrechte kaufte Juha Javanainen im Namen der Astangajoga-Schule auf.

In den letzten Jahren war es in dem Steinbruch ruhig geworden. "Einzelne Forscher haben noch hin und wieder vorbeigeschaut, und wir haben uns deren Schätzungen angehört", wie Javanainen anmerkt.

"Es gibt noch keine konkreten Pläne, aber wir werden weitermachen. Das ist ein großer Verlust, [der Todesfall], die Legendenbildung ist in eine neue Phase übergegangen.

Viele Finnen in mittlerem Alter werden sich sicher noch an die eine Talkshow erinnern, die vor etlichen Jahren im finnischen Fernsehen lief, in der Ior Bock als Gast beim beliebten Talkmaster Sarasvuo nackend (!) verlautbart hatte, er würde jeden Tag den Saunaknoten machen.


(nach Berichten aus den Medien Finnlands, übersetzt aus dem Finnischen)

Ior-Bock

11
Nov
2010

Ein von Nazi-Deutschland mit Verachtung bedachter Jesse Owens hatte den Stab seines Goldstaffellaufs nach Finnland verschenkt

Jesse Owens verschenkte den Staffellaufstab der US-amerikanischen Mannschaft, der jener Gold eingebracht hatte, an den Finnen Toivo Sariola.

Den im Jahre 1936 auf der Olympiade in Berlin seinen Siegern viermals Gold eingetragenen Gold-Staffel-Stab verschlug es seinerzeit nach Kerava, eine beschauliche Kleinstadt im Herzen Finnlands, um dort zunächst im Besitz der berühmten Zirkussippe derer Sariola zu verbleiben.

Owens vermachte den Stab dem finnischen Leichtathleten Toivo Sariola zum Dank für dessen Freundschaft.

Sariola legte in Berlin eine außergewöhnliche Mitmenschlichkeit an den Tag, indem er sich mit dem afroamerikanischen Owens anfreundete, zu einer Zeit, als die rassistischen Nationalsozialisten Deutschland anführten.

Sariola trat in Berlin auf 100 Metern zum Wettkampf an, sowie auch im Staffelsprintlauf, bei welchem Finnland und die USA in denselben Anfangsetappen liefen.

Owens lernte Sariola jedoch außerhalb des Olympiastadions kennen.

Die unumwunden rassistischen Nazis vergönnten den dunkelhäutigen Amerikanern den Erfolg nicht, vielmehr zeigten sie, daß letztere ihnen ein Dorn im Auge waren. Sariola wollte die schräge Behandlung von Sportlerkameraden von ihm nicht einfach so hinnehmen, sondern schlug Owens und dessen Mannschaftskollegen vor, sie könnten sich in Gesellschaft der Finnen bewegen, wo auch Superstar Owens in Sicherheit wäre.

Als die Olympiade zu Ende gekommen war, wollte Owens Sariola seine Dankbarkeit bezeigen und schenkte deshalb den Gold-Staffellauf-Stab her, auf welchen er die Worte geschrieben hatte: "with friendship to Toivo Sariola".

Zu Hause übergab Sariola den Stab an seine kleine Schwester, die ihn Jahre später der Sportlervereinigung von Kerava überstellte.

Der Verein aus Kerava machte die Angelegenheit jetzt in der dieswöchentlichen Veröffentlichung des Lokalanzeigers Meine Heimatstadt Kerava publik.

Jesse Owens gewann in Berlin Gold auf dem 100- und auf dem 200-Meterlauf, im Stapellauf sowie beim Langlauf. In den Vereinigten Staaten grassierte damals eine rücksichtslose Rassensegregation, und es wurden die Errungenschaften des dunkelhäutigen Olympiahelden kaum auf irgendeine Weise zur Kenntnis genommen, als jener nach Alabama heimgekehrt war.


(nach Berichten aus den Medien Finnlands, übersetzt aus dem Finnischen)

12
Sep
2010

Malakat Aymanukum - Im Nahen Osten werden erste Schritte gemacht hinzu zu einer liberaleren Moslem-Gesellschaft


Eine syrische Fernsehserie stochert herum in den wunden Punkten der Menschen im Islam

Muslime, die ihren heiligen Monat, den Ramadan, wahrgenommen haben, sind in Syrien heuer mit einer Seifenoper verwöhnt worden, die mit einer harten Hand in den wunden Punkten der islamischen Welt herumstochert. Die Serie setzt sich unter anderem mit Homosexualität, Korruption und vorehelichem Sex auseinander.

"Als ich die ersten Folgen der Serie sah, fragte ich mich: handelt es sich hier wirklich um eine syrische Filmreihe?", zeigt sich ein Schullehrer namens Najiba verblüfft.

"Daß derlei Szenen im Fernsehen in Syrien gezeigt werden, ist unerhört, so etwas hat es noch nie gegeben", setzt Hautarzt Rouba hinzu.

Der Titel der Fernsehserie, Malakat Aymanukum, bedeutet frei übersetzt 'Was deine rechte Hand tut'. Bezüglich der rechten Auslegung dieses Ausspruches, der aus dem Koran stammt, hat es jahrhundertelang einen Zwist gegeben, es sei dieser ursprünglich jedoch als eine Anleitung zu sexuellem Verkehr mit Sklaven angesehen worden.

Sex ist zwar auch mit von der Partie bei der syrischen Filmreihe, in erster Linie konzentriert sie sich aber auf das Leben junger Frauen, auf die in der chauvinistischen Gesellschaft von unterschiedlichen Seiten her Druck ausgeübt wird. Ihren Anteil an den satirischen Betrachtungen bekommen allerdings auch die Selbstmordanschläge und die fanatischen Islamprediger ab.

Eine in einen Ganzkörperschleier gewandete Leila ringt mit den Verlockungen von Lastern, bis sie schließlich zum Schluß umgebracht und ihr Körper zerstückelt wird. Die syrische Schauspielerin Sulafa Memar spielt die Rolle dieser Leila, die ein hitzköpfiger Bruder in der Serie auspeitscht.

Alia wiederum endet als Prostituierte, um ihrer Familie zu helfen, während Gharams Ehemann seine Frau dazu anhält, Beziehungen zu knüpfen zu einflußreichen Männern.

Die Fernsehserie hat es natürlich bereits fertiggebracht, die konservativen Anhänger des Islam in Rage zu versetzen. Scheich Saida Ramadan al-Buti, auf den viele Leute hören, hat in seinen Predigten die Muslime aufgefordert, die Serie zu boykottieren, und verlangt, daß kein islamischer Fernsehkanal sie zeigen darf. Laut Scheich würde in der Fernsehserie ein falsches Bild vom Islam gezeichnet und der Koran verunglimpft.

Der Regisseur der Fernsehfilmreihe, Najdat Anzur, sagt, er wolle "die Schattenseiten der Gesellschaft herausstellen", wie die im Schatten der Religion sich abspielende Erniedrigung der Menschen, die Korruption und die Gewalt.

"Meine Rolle ist es, gemäßigten Kräften mit einem Kanal aufzuwarten. Wir brechen Tabus auf; ich bin nicht daran interessiert, ob jemand einen Schleier anhat oder nicht, ich bin daran interessiert, wie sich die Menschen benehmen", erklärt Anzur.

Die Seifenoper spielt derzeit auf dem staatlichen Satellitenkanal in Syrien und auf dem libanesischen Kanal al-Mustaqbal.

29
Aug
2010

"All das wäre vielleicht etwas sanfter abgelaufen, wenn nicht..." — eine bayrische Geschichte aus meinem Leben

Es lassen sich, nebst etlichen anderen schönen Erlebnissen aus meinem Leben, durchaus auch meine Eskapaden als jungendlicher Ausreißer von vor über vierzig Jahren, als ich einmal mitten in der neunten Klasse Gymnasium, das ich damals im schwäbischen Lauingen besuchte, von zu Hause durchbrannte, unter "Geschichten aus Bayern" einreihen, zumal mein damaliger Ausflug mich in keine geringere als in unsere prächtige und so vielseitige bayrische Landeshauptstadt entführte. Konsequenterweise hatte ich daraufhin damals leider die Schule wechseln müssen.

Ganz klar! Es hatte mich, nachdem das Erstmal-auf-Abtauchstation-Gehen in einer angrenzenden Stadt ausgereizt war, nach München gezogen - per Anhalter war es die gut 150 Kilometer quer über die Landstraßen gegangen - wo ich, wiewohl von einem gewissen Esprit getragen, nichtsdestotrotz ein weltunerfahrenes 14-jähriges Küken aus der Provinz, das ich war und nun plötzlich mitten in einer Großstadt war, fürs erste ganz schön verloren in der Häuserlandschaft dastand.

Doch bevor ich irgendwo in der Stadt länger zu stehen gekommen wäre, hatte es mich - bezeichnenderweise? - vorab bereits nach München-Haar gespült, wo ich in jenem ummauerten Gelände für die sonderbarsten Leuchten des Landes mir höchst verwundert die Beine erst mal vertrat. Es war die letzte Haltestation des erstbesten Omnibusses gewesen, den ich im Stadtinneren in München aufs Geratewohl für eine Erkundigungsfahrt bestiegen hatte, an dessen Endstation ich einfach stehengelassen wurde - und tatsächlich: Von da ab sollte mein weiteres Leben in eher eigenwilligen Bahnen verlaufen, leicht verrückt zu denen herkömmlicher Lebenswege, nachdem die Lauinger mich an der Schule nicht mehr hatten aufnehmen wollen.

'Leicht verrückt, dafür aber sehr schön verrückt.' Das sollte somit zur Devise werden.

Und schön verrückt hatte ich es gleich in der Münchner Innenstadt angetroffen, als ich dorthin wieder zurück war. In Schwabing angekommen, hielt ich mich, da ich ja sonst keinerlei Orientierungspunkte hatte, an die "Langhaareten", die Hippies. Zu denen paßte ich trotz des zarten Alters auf Anhieb von meinem Auftritt her nicht schlecht, hatte ich doch ein recht flippiges altmodisches Jackett an, auf dessen Rückenteil ich ein längliches, schmales geklöppeltes Stück Tischtuch genäht hatte, das sich im Wind erheben sollte, als ob ich quasi mit "fliegenden Fahnen" unterwegs wäre. Als Ersatz für eine Reiselektüre führte ich das deutsche Strafgesetzbuch im Taschenbuchformat mit. Was ich damit eigentlich sagen wollte, ist mir jetzt erst, nach vielen Jahren, klargeworden.

Der Grund meines Ausbüchsens war damals der gewesen, daß meine Eltern mir nicht hatten gestatten wollen, nachts die 20 Kilometer nach Lauingen, dem Ort im bayrisch-schwäbischen Ländle, wo ich tagsüber aufs Gymnasium ging, mit dem Mofa zu fahren, um dort am Faschingsball der Schule teilzunehmen, der in einem Lauinger Restaurant abgehalten wurde. Wo ich mir doch fest vorgenommen hatte, mich endlich richtig an meinen neuen Schwarm heranzumachen.

So fand ich mich also kurze Zeit später mitten in München in jener Hippie- und Studentenburg wieder - in der von
Rainer Langhans & Co. geleiteten Einrichtung in der Nord-End-Straße am Elisabethenplatz, einem zu einem Palast alternativer Jugendkultur mit (damals noch) geduldetem Haschischkonsum im indisch-orientalischen Stil umfunktionierten ehemaligen Kinogebäude, mit weichen Matratzen und Teppichen ausgelegt, auf denen es sich die Leute gruppenweise bequem machen konnten, wo es neben einer Fontäne mit einem Wasserspiel, auch eine Müslibar und eine kleine Konzertbühne mit Lautsprechern gab, an deren einen Ecke die ganze Zeit ein im Rhytmus der gespielten Musik, romantischer früher Bluesrock zumeist, mitwippender Kripobeamter stand, der wie ein Luchs über die Einhaltung der Hausregeln und der Landesgesetze wachte, die den Gebrauch sanfter Rauschmittel erlaubten, alle gefährlicheren Mittel, einschließlich Alkohol, dagegen unter striktes Verbot stellten.

Für mich kleinen Ausreißer waren jene paar Tage, die ich dort zubrachte, Kino pur. Genau in diese Zeit, als ich mich in besagten Kreisen aufhielt, fiel nämlich auch ein hervorragendes Rockkonzert, das in dem "Weißen Haus", wie ebenjenes Etablissement genannt wurde, aufgeführt wurde. Es spielte die damals bekannte amerikanische Jazzrock-Formation Brian Auger & His Trinity. Ich hatte dabei das große Glück gehabt, daß sich einer der Roadies der Band meiner angenommen hatte, der mir angesehen haben mußte, daß mir das Geld für den Eintritt zum Konzert nicht langte, der mich durch den hinteren Laderaumeingang eingeschleust hatte, dank dessen Hilfe ich also vor der Bühne direkt vor dem Orgel spielenden und singenden Brian Auger zu sitzen kam. Ihr mitreißendes
"I wanna take you higher" spielte die Band gleich zweimal hintereinander zum Abschluß des sehr gelungenen Abends. Zu der Uhrzeit hätte ich normalerweise bereits im Bett sein müssen, um anderentags ausgeschlafen in Lauingen auf der Schulbank zu sitzen.

Aber wo war ich am anderen Tag in Wirklichkeit gesessen? Natürlich genau dort wieder in jenem berüchtigten Münchner "Weißen Haus", wo sich mittlerweile, wegen des stattgefundenen starken Konzerts, viele der Spitzen aus der Studenten- und Hippieszene aus ganz Deutschland eingefunden hatten: es sind damals sicherlich
Uschi Obermaier, sehr wahrscheinlich aber auch Ulrike Meinhof, vielleicht auch aus Berlin Fritz Teufel - Gott hab' ihn selig -, unter den vielen anderen dort herumgehuscht. Einer der Studenten, war, wie ich mich erinnere, in meiner letzten Nacht dort splitternackt herumgaloppiert, rauf und runter durchs ganze Haus.

Ich wurde dann am darauffolgenden Morgen in einem Hochhausrohbau in der Nähe Schwabings, in dem ich zusammen mit einer Gruppe Landstreichern genächtigt hatte, von einer Streife entdeckt und mit aufs Revier mitgenommen, in einem Jugendheim in eine Arrestzelle gesteckt, wo mich mein Vater dann einen Tag später abholen kam.

Ich hatte mein ganzes Leben meinen Vater mir gegenüber nie mehr so offen, verständig und fürsorglich erlebt wie an diesem einen Tag im Zuge meiner Rückführung nach Hause. Zuhause angelangt, war alles sofort wieder wie immer sonst.

Es waren mich meine Mutter und mein Vater, nachdem sie einen diesbezüglichen Wink hinsichtlich meines Aufenthaltsortes in München erhalten hatten, persönlich im "Weißen Haus" in München suchen gegangen — zu einem Zeitpunkt, als ich mich bereits in polizeilichem Gewahrsam befand. Damals gab es noch keine Computer, und die richtigen Informationen konnten in einer Großstadt wie München nicht immer schnell genug durchgestellt werden.

Zum Glück war mir das Erlebnis erspart geblieben, von meinen Eltern höchstpersönlich in besagter Einrichtung ertappt zu werden. Da wäre ich ganz schön belämmert und sehr blamiert vor all den anderen dagestanden - vor all jenen Studenten und Hippies, die da, laut meiner Mutter, alle "wie halbverreckt nur so herumlagen."

Kurze Zeit später war dann schnell die Gesetzeslage in Deutschland verschärft worden. Man schrieb das Jahr 1971. Cannabis wurde alsbald unter Androhung von Strafe verboten und das Münchner Weiße Haus für immer geschlossen.

Und die einstmals so friedliche '68er Studenten- und Hippieszene war auf einen Schlag radikalisiert gewesen: Erst nach der Schließung des Weißen Hauses (und wohl ähnlicher kultureller Einrichtungen in Deutschland), sind, wie ich heute glaube, entsprechende Leute von damals erst so richtig bööse geworden. Was ja dann mit der Zeit, wie nur allzu gut bekannt, in jenen Jahren zur Bildung der ersten gewaltbereiten Zellen und dann weiter zu all dem gesellschaftlichen Revoluzzer-Unheil von damals führte.

Manchmal bilde ich mir ein, daß all das vielleicht etwas sanfter abgelaufen wäre, wenn meine Eltern mich damals nur nicht in jenem "Weißen Haus der Hippiebewegung" suchen gegangen wären. Diese Suchaktion meiner Eltern kann sehr gut nach Bekanntwerden in der Landesregierung einen kleinen politischen Eklat ausgelöst haben. Meine Mutter, aus einfachen bäuerlichen Verhältnissen stammend, war angeblich regelrecht in einen Schockzustand verfallen, beim Anblick all des irren Volkes, das dort auf dem blanken Hosenboden herumsaß. Man hätte sogar die Schuhe ablegen müssen, um eingelassen zu werden. Diese schaurige Szene des Entsetzens einer verzweifelnden Mutter kann dem dort wachhabenden Kripobeamten unmöglich entgangen sein. Da waren zwei gänzlich verschiedene Welten aufeinandergeprallt. Daraufhin wurde denn auch tatsächlich bald, wie bereits erwähnt, das Haschisch unter Verbot gestellt und dem Treiben in der besagten Adresse der Garaus gemacht.

Meine Mutter war als lediges Mädchen eine Zeitlang in München einmal in einer Großwäscherei in Stellung gewesen. Aber so etwas, wie sie in dem Münchner Weißen Haus zu Gesicht bekommen hatte, hätte sie zuvor noch nie gesehen.

Obwohl doch im Grunde genommen, im Vergleich zu den späteren Verhältnissen, damals alles noch halb so wild war.

Anstatt ein verträgliches Klima für eine experimentierfreudige Aufbruchsgeneration einer neuen Zeit zu schaffen, war das gemeine Volk vielfach noch in den 1970er Jahren nicht richtig aufgeklärt worden, eher verhetzt...

22
Jul
2010

"Keiner will bei Kannabis eine VerMcDonaldisierung sehen"

Kaliforniens Kleinfarmer, die Arzneimittelkannabis anbauen, sind besorgt um den Fortbestand ihres Auskommens, zumal Stadtverordnete von Oakland grünes Licht gegeben haben für vier größere Kannabisproduktionsstätten. In diesen Einrichtungen soll der Kannabis angebaut, abgepackt, und zu verschiedenen Gebrauchsartikeln, wie zu Ganzkörper-Ölen, veredelt werden.

Lizenzempfänger müssen im Jahr 163'000 Euro an Lizenzgebühren abrichten, anderthalb Millionen Euro für Verantwortlichkeitsversicherungen zahlen, sowie acht Prozent Steuern auf das Einkommen abführen.

Den Fürsprechern von Kannabis zufolge vertreiben die neuen Regelungen, die in einen kriminellen Industriezweig Ordnung bringen und der unter Geldmangel leidenden Administration vor Ort zugutekommend für neue Einnahmen sorgen sollen, die kleinen Anbauer ganz vom Markt.

Industrielle Kannabisgärten würden auch die Natur schädigen, die Qualität des Kannabis beeinträchtigen und das Aufgebot angebotener Sorten verringern, sagen die Anbauer.

"Keiner will bei Kannabis eine VerMcDonaldisierung sehen", sagt Dan Scully, der den Anbau von Arzneimittelkannabis betreibt. Scully pflanzt für Oaklands größte Apotheke im Einzelhandel.


"Einrichtungen mit Großplantagen -- die schaffen hunderte neuer Arbeitsplätze in der Stadt", meinte hierzu Ryan Indigo Warman. Er lehrt Anbautechniken für Kannabis. Warmans Arbeitgeber iGrow, ein Handelsgeschäft für Hydrokulturen, hat sich bei der Stadt um eine Genehmigung zur Gründung eines fabrikmäßigen Pflanzerbetriebs beworben.

Die Stadtratsabgeordneten Rebecca Kaplan und Larry Reid, die die Sache vorgebracht haben, begründen ihren Vormarsch mit Sicherheitsüberlegungen. Die Feuerwehr von Oakland hält den stümperhaft schludrigen Anbau von Marihuana für schuldig, daß die Anzahl der Brände, die ihre Ursache im elektrischen Bereich haben, in den Jahren 2006 - 2009 beträchtlich angestiegen ist, da zum Anbau benötigte Lampen und Belüftungsgeräte oft verkehrt installiert würden.

Laut Angaben der Polizei konnten während der letzten zwei Jahre achtmal ein Raub, sieben Hauseinbrüche mit Diebstahl, und zwei Morde direkt mit dem Anbau von Marihuana in Verbindung gebracht werden.

Arzneimittelkannabis ist in 14 der Vereinigten Staaten von Amerika legal. Forschungen haben ergeben, daß zumindest HIV-Patienten und Menschen, die zum Beispiel an Schädigungen des Rückenmarks und anderen Schmerzen leiden, einen Nutzen aus Kannabis ziehen können.


Kannabis-rauchen
against enslaving

Eine Welt so ganz ohne Geld

"Benefits Supervisor Awakening" für Menschen, die durch und durch Mensch sind und nicht mehr länger ums Goldene Kalb herumtanzen wollen

mit vielen Überraschungs-Effekten:

interessante Links an Stellen, wo keiner sie vermutet

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Day of Reckoning

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