19
Jun
2012

Das grünste und glücklichste Land der Welt

Das grünste und glücklichste Land der Welt

(ein Artikel aus den Blogs der finnischen Zeitschrift Fifi vom 16.08.2011, übersetzt aus dem Finnischen | http://fifi.voima.fi/blogikirjoitus/2011/elokuu/maailman-vihrein-ja-onnellisin-maa |)

Wohlstand ist Costa Ricas zweiter Name. Costa Wohlstand Rica

von Nina Sarell

Ich bereiste Costa Rica. Bereits das zweite Mal, daß ich die Ehre hatte, dem glücklichsten Land der Welt einen Besuch abzustatten. Costa Rica ist Nicaraguas Grenznachbar, und den Unterschied zwischen den Nachbarn dürfte man schon riechen, wenn man von der einen Grenzstation zur anderen überwechselt.

Auf der Seite der Grenze Nicaraguas steht ein Verschlag aus Blech, in dem spitzenbeschürzte Marktweiber Limonade, getoastete Bananenstückchen und Quesillo verkaufen, Käsehappen, die sich großer Beliebtheit erfreuen und die mit Pickles und saurer Sahne genossen werden. Eine alte, beleibte Frau geht umher und verlangt von den Reisenden Geld, wozu sie lautstark Geldbörsen lockernde Bibelsprüche vom Stapel läßt. Gott liebt den freudig Gebenden, ob jemand zehn Cordoba spenden könnte?

Kommt man in Costa Rica an, wallt der wirtschaftliche Wohlstand, der nach einem dreimonatigen Aufenthalt in Nicaragua eine ferne und etwas traumhaft erscheinende Erinnerung war, in der Brust auf wie ein Eimer voll mit trendig riechendem, aber seelenlosem Parfüm. Trifft man von der Seite des nördlichen Nachbarn her ein und hat gerade diese Alte und die ewigen Käsestücke gesehen, die rührend behäbigen Reisesouvenirs, die niemand kaufen will, nicht einmal aus Mitleid - wie soll man es sagen. Es kommt einem vor, als wäre die ganze, einen umgebende Welt ein Fernseher, und die Unicef-Gala würde sich plötzlich in die Sendung "Millionärsmütter" verwandeln. Plötzlich beginnen gepflegte und wohlgehütete Häuser an die Wegränder zu purzeln, die mit schön weiß getünchten, dekorativen Metallzäunen umgeben sind. Auf fast allen Zäunen stand ein Schild, auf dem vor Wachhunden gewarnt wird. Die Bananenfelder wuchsen sich zu grünen, wohlgedeihenden Meeren der Größe von Ländereien aus.

Die Ranken des Wohlstands strecken sich in Costa Rica nach überall hin mit solch einer Wucht, daß selbst die Bananen dort besser gedeihen. Wohlstand ist Costa Ricas zweiter Name. Costa Wohlstand Rica.

Wohlstand entsteht natürlich vom wirtschaftlichen Wachstum. Als Motor des wirtschaftlichen Wachstums fungiert der Verbraucher, der Papiergeld hat, und ein unanfechtbares, heiliges Bedürfnis, dieses aus seinem Portemonnaie hinauszulassen. Von San José blieben einem hauptsächlich die Schuhläden im Gedächtnis zurück. Schuhläden gibt es so viele und sie sind so groß, daß man glauben könnte, die ganze Welt kaufe ihre Schlürfer in der Hauptstadt von Costa Rica ein.

Costa Rica hatte auch anderes zu bieten. So wollten wir in den Naturpark gehen, es ergab sich jedoch eine Änderung im Plan. Der Reisepaß, die Kreditkarten und der Geldbeutel meines Reisekameraden wurden schon am ersten Abend der Fahrt gestohlen. Die Raubüberfälle auf Touristen nehmen in dem Maße zu, wie auch der Tourismus. Es werden Einwanderer dafür beschuldigt, aber jene halbwüchsigen Kanaillen, die mich im letzten Jahr mit der Machete bedrohten und mein Reisegepäck mitgehen ließen, sagten freilich ganz nach Art der Costa Ricaner "pura vida". Die Nicaraguer haben nicht diese gleiche Redewendung und sie sprechen auch nicht mit einem ähnlich spitzbübischen Akzent wie die Ticos.

Das kollektive Glück der Touristen steht vielleicht wegen der Raubüberfälle auf dem Waagscheit, die an den Stränden der Karibik sich eingenisteten Lifestyle-Hippies dürften allerdings durchgehend zufrieden sein - schon am Fensterspalt des Busses konnte man es riechen, daß überall, ja überall Cannabis wuchs. Die als Ergebnis harter Plackerei getarnte Wohlbetuchtheit bekam ein neues Antlitz, als der Besitzer eines Hotels, das völlig sachlich wirkte, halblaut mit einem Firmenkollegen aus einem Lieferwagen sprach, welcher eine Wagenladung hierhin, eine andere dorthin schafft. Die Gelder werden in den Urlaubsparadiesen der Wäsche unterzogen, die Polizisten stecken gegen eine angemessene Entschädigung die Finger in die Gehörgänge, und bald wird irgend ein Hans-im-Glück wieder ein feines Auto und ein stattliches Haus am Meer haben.

Die Tatsache, daß man in Costa Rica nicht sonderlich viel von den Nicaraguern hält, ist kein Geheimnis. Die Ticos und die Nicas sind wie die Finnen und die Schweden in den 1970er Jahren: das aus dem armen Nachbarland kommende Malochervolk bringt außer wirtschaftlichem Aufschwung auch Messerstechereien, Kriminalität und illegale Einwanderung mit sich. Ich traf mich mit einem einheimischen Kreolen, der richtig nervös wurde, als er über die Nicaraguer sprach. "Die ganze Zeit können die über ihre Armut jammern und haben die Hände in den Schoß gelegt. Haben denn all diese nicht die gleichen Chancen wie auch wir? Ich stecke Samen in das Erdreich, und mir reichen der Mais und die Bohnen, die Bananen und die Platanen und das Gemüse! Es ist reine Faulheit, wenn man keine Lust dazu hat, Lebensmittel für sich anzubauen!"

Ich hatte nicht genügend schlagfertige Argumente, und die Kriege von Nicaragua, die katastrophal schurkenhaften Politiker, die Trockenperioden, die Überschwemmungen, die Naturkatastrophen, der nichtexistierende Ausbildungsstand des Volkes und die Unterernährung taugten meinem Diskussionspartner als kein Argument. Nach seiner Auffassung sind die Nicaraguer einfach dumm und faul, sodaß sie lieber ihre Kinder Hunger leiden lassen als Körner in die Erde stecken.

Die Unterhaltung stimmte mich traurig, und ich wurde nachdenklich. Costa Rica ist ein großartiges Land. In Costa Rica gibt es von allem. Eine schönere Natur, mehr Biodiversität, Naturschutz, zierlichere Schuhe, eine ordentliche Schokolade, ein höheres Schulbildungsniveau, bessere Löhne und eine prächtigere Hauptstadt. Die glücklichsten Menschen der Welt. Weshalb aber ähneln sich der Welt glücklichstes Land und das 59. glücklichste Land der Welt Finnland so sehr?

Ich holte in San José vor der Abfahrt des Busses noch ein letztes Mal richtig tief Luft. Ich sog den Einkaufskarneval in mich hinein. Die langen Straßen, so sauber gefegt, daß du eine Frikadelle fallen läßt, sie aufhebst, abbläst und weiter ißt. Die unzufrieden ausschauende, hektische Menschenmasse, die sich in schöne Kleider geworfen hatte und unterwegs zur Arbeit war. Den Trunkenbold, der morgens um 7 Uhr irgendeinem Wildfremden deshalb mit der Faust in die Fresse haute, da es sich zufällig um keinen Costa Ricaner handelte. Einen Augenblick lang waren wir und sie vom gleichen Holz geschnitzt. Ich fühlte unsere gemeinsamen, geteilten Sorgen und unsere Verblüffung darüber, daß alles besser ist als gut, und trotzdem scheint es die ganze Zeit überall mehr Trübsinn, Gleichgültigkeit und Haß zu geben.

Ach ja, Nicaragua, Nicaragüita. Dessen Story ist so anders. Ich betrachtete aus dem Fenster des klimatisierten Busses die pockennarbigen Gesichter des verkrüppelten, kargen Landes, das sich ins Endlose am Straßenstreifen ausdehnende Farbenkunterbunt der Abfälle, die Felder, auf denen nichts angebaut wird, den Wald, der zu sehr zu Brennholz getrimmt wird, den einsamen Händler, der den vorbeifahrenden Autos ein Paar an einem Stock aufgespießte Iguanas entgegenreckte.

Nachdem ich nach Granada zurückgekehrt war, bemerkte ich, daß meine Herzensbänder sich jetzt weicher, geschmeidiger anfühlten. Die Nachbarn winkten mir von ihren Terrassen her zu. Der Aufpasser auf den Hund hatte mir von seinem eigenen Geld zum Abendessen Salat, Pommes frites und ein Omelett zubereitet. Der Hund hatte in die Hängematte ein Loch gebissen. Ich überlegte mir, daß ich morgen irgendwie diese tote Maus lokalisieren sollte, die gegenwärtig in der Küche stank. Die Echsen kletterten die Wand entlang und wenn man stillehielt, um richtig genau hinzuhören, war man in der Lage zu fühlen, wie sich, gedämpft dahinrauschend, der Erdball in flach abfallender Talfahrt weiterhin um sich selbst herumdreht. Mir war so wohl zumute.
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