5
Dez
2009

Zwischenfälle, die eine ganze Nation in zwei Teile verrissen, bedürfen mutiger Interpretationen und eines klaren Leitgedankens — eine Filmkritik

Am Anfang gab es Väinö Linna, einen in drei Teilen erschienenen monumentalen Roman, sowie die in den Jahren 1968 und 1970 davon angefertigten Spielfilminterpretationen unter der Regie von Edvin Laine - sowie natürlich den Sumpf, die Spitzhacke und den Jussi. Dann kamen unzählige Bühnen- und Freilufttheateradaptionen, diesen Herbst auch eine umfangreiche Hörspielserie des Radiotheaters der [teilprivatisierten] Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalt Finnlands hinzu. Hier unterm Polarstern, der Titel des Werks, das, in viele Sprachen übersetzt, auch weltweit Anerkennung fand, hat nach seiner Veröffentlichung 1959-1962 als nationaler Besitz der Finnen ein derart starkes Eigenleben geführt, daß scharfzüngige Vorabkommentare, Timo Koivusalo könnte dem Werk durch seine eigenartige Verfilmung schaden, dem Stellenwert des von Linna hinterlassenen Erbe keinen Abbruch tun können. Der neue Spielfilm wandelt auf dem vom Buch vorgezeichneten Weg, wenn denn überhaupt von einer besonderen Interpretation durch Koivusalo die Rede sein kann.

Diese Polarstern-Version enthält nämlich vom Text her keine neuen Blickwinkel, vielmehr schlängelt sich die Gewalttour mit Jussi, dem Vater derer Koskela, mit dessen Sohn Akseli, sowie mit dem weiteren Fußvolk aus dem Ort Pentinkulma, hindurch durch die Verspannungen in den Beziehungen zwischen den Pachthofbauern und den Landbesitzern, bis hin zu einem viele Opfer fordernden Bürgerkrieg Ende des 19. Jahrhunderts, durch die altbekannten Windungen hindurch. Nach Art von Laine hat sich Koivusalo den dritten Teil der Trilogie für einen eigenen Film aufgespart, der in einem Jahr in den Lichtspielhäusern Finnlands zu sehen sein wird.

Das Zurechtbügeln der beiden ersten Teile der Trilogie, zusammengenommen nahezu 700 Buchseiten, auf die Maße eines einzigen Spielfilms ist kein beneidenswertes Unterfangen, zumal es sich um einen Text handelt, der reichlich Details, wechselnde Stimmungen und zungenfertige Wechselreden enthält, der zudem etliche Jahrzehnte und mehrere Personen von zentraler Bedeutung absteckt.

Ereignisreihen, für die Linna in seinem Buch Dutzende von Seiten hat aufwenden können, huschen auf der Leinwand in einer Minute oder in ein paar Minuten vorüber. Von den Wortgeplänkeln bleiben lediglich die vom Verlauf der Geschichte her wesentlichsten Sätze, sowie die bekanntesten Entgegnungen übrig, was dazu beiträgt, daß der Spielfilm, insbesondere zu Anfang, wie ein üppig bebildertes Kondensat von Vorgängen aussieht.

Von den Darstellern drängen sich die von der Person ihrer Rolle her schwülstigsten in den Vordergrund. Die heiterste Rolle hält Esko Roine inne, dem als dem betagten Schwiegervater von Aleksi die wohl schlagfertigsten Sticheleien zufallen. Alma, der Mutter, gespielt von Ritva Jalonen, wohnt eine allerlei Blüten treibende Herzigkeit inne und Heikki Nousiainen hat die angemessene Würde für den Schneider Halme herausgearbeitet, einen gelehrten, Sozialismus predigenden Mann des Friedens und des Prinzips. Tapi Salmela flucht als der Laurila Anttoo mit einer Hingabe über alles mögliche vor sich hin, worüber man sich nur beklagen kann, ganz wie es sich bei dem Part auch gehört.

Koivusalo hat jedoch seine Schwierigkeiten mit den Hauptrollen - und überhaupt mit jenen Partien, die sachlich geschrieben sind und bei denen es zu deren Stütze keine grell-knalligen Repliken gibt. Die Inszenierung des von Ilkka Koivula gespielten Akseli beschränkt sich darauf, wie er vorgeht, und er ist als Person nicht richtig greifbar. Das gleiche widerfährt dem den Vater Jussi darstellenden Risto Tuorila, der die sichtbaren Ausmaße der bärbeißigen Rolle ausfüllt, der aber ansonsten mit ein paar wenigen Charaktermerkmalen auszukommen hat.

Der mehr als drei Stunden lange Spielfilm könnte auch gut einen gefestigteren, abwechslungsreicheren Rhytmus vertragen. Die faktenvortragende Erzählweise stellt die wichtigsten Episoden der Geschichte heraus, intensive Emotionen sind aber nur anwesend in der den ersten Anstoß für die späteren Verzerrungen gebenden Vertreibung von Anttoo aus seinem Haus. Die Hochzeit von Akseli und Elina, die hier wie dort auftretenden erschütternd brutalen Ereignisse des Bürgerkriegs, das Vorantreiben der eigenen Interessen im Schatten der ideologischen Vorstellung oder die hastigen Feldgerichtsprozesse und die Hinrichtungen zentraler Personen zeichnet Koivusalo gewissenhaft chronologisch mit ein und derselben Gewichtung auf, unabhängig von den Verhältnismäßigkeiten der Geschehnisse.

Zwischenfälle, die eine ganze Nation in zwei Teile verrissen, bedürfen keiner Schonung, um mit verhaltenem Mund zur Sprache gebracht zu werden, sondern sie bedürfen mutiger Interpretationen und eines klaren Leitgedankens. Sollten jene fehlen, wirkt eine Neuauflage von Hier unterm Polarstern als ein episches Werk allzu zahm und säuberlich.

Der Film Täällä Pohjantähden alla [Hier unterm Polarstern] unter der Regie von Timo Koivusalo ist jüngst in den Kinos Finnlands angelaufen
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