10
Okt
2009

Aleksis Kivi wurde heute vor 175 Jahren geboren - das Bild des finnischen Nationalschriftstellers wird immer wieder noch präziser

Über den Nationalschriftsteller der Finnen, Aleksis Kivi (1834 - 1872) sind Hunderte von Studien geschrieben worden, in denen dessen Werk und die Resonanz von dessen Büchern, sowie dessen Lebensphasen abhehandelt worden sind. Desungeachtet findet sich gerade im Jubeljahr immer noch neu geschöpfter Stoff bezüglich dieses Bahnbrechers der finnischen Literatur. Seit der Geburt von Kivi werden mit dem heutigen Tag nämlich 175 Jahre vergangen sein.

Die von der Finnischen Gesellschaft für Literatur (Suomalaisen Kirjallisuuden Seura - SKS) veröffentlichte und von Esko Rahikainen verfertigte Studie Schwendland vom Jungfernhügel [Impivaaran kaski - in Impivaara werden traditionell Pferde gezüchtet] ist in der Hauptsache darauf ausgerichtet, das Bild von Aleksis Kivis Werk und von dessen Stellung innerhalb der finnischen Kultur in den Jahren von 1860 - 1910 genauer auszuloten.

Im Licht der früheren Studien ist Kivi denn vor allem als Dramaturg bekannt geworden. Wesentlich undeutlicher ist das Bild von der Entgegennahme im Volk von dessen Hauptwerk Die Sieben Brüder geblieben, das längst auch in Deutschland in deutscher Übersetzung gelesen wird, aber auch das von den Gedichten, ebenso wie der Begriff von Kivi als einer politischen Spielerfigur. In der Studie von Rahikainen ist nun neues Quellenmaterial mit ausgewertet worden.

Kivi rückte ins Nationalbewußtsein der Finnen insbesondere dank der Theaterstücke Kullervo und Die Heideschuster. Als er im Jahre 1864 den staatlichen Belletristikpreis gewann, löste dies in den seinerzeit an und für sich engstirnigen Kulturkreisen einen beträchtlichen Aufruhr aus. Kivi hatte auf alle Fälle damit bewiesen, daß er an der Spitze der Wildnisroder der finnischen Literatur stand. Es war ein Stern am Firmanent aufgegangen, der seine Fürsprecher, aber auch einflußreiche Gegner hatte.

Aleksis Kivi war, als man auf die 1870er Jahre zuging, bereits der führende finnischsprachige Schriftsteller der Theaterspiele des Landes. Obschon aber seine Stücke beliebt waren, sorgten sie für keinen üppigen Lebensunterhalt. Die Auflagen der Veröffentlichungen fielen recht klein aus und für den Preis seiner Ausgewählten Werke erhielt man zu jener Zeit, um ein Beispiel zu nennen, 40 Kilo Roggenmehl.

Eigenartig steinig war das zu rodende Neuland (kivi bedeutet auf Finnisch Stein) jedoch in der Ebnung des Weges für seinen berühmten Roman Die Sieben Brüder, um die Hürden einer Publikation zu passieren. Kivi begann mit der Skizzierung seines Romans bereits im Jahre 1859, als eigenständiges Werk erblickte der Roman das Tageslicht erst im Dezember 1873. Davor waren die Sieben Brüder allerdings in vier Teilen als Hefte in der Novellen-Bibliothek der Finnischen Gesellschaft für Literatur herausgebracht worden. Das gesonderte, selbständige Werk Die Sieben Brüder wurde also erst einige Monate nach dem Tod des Schriftstellers veröffentlicht!

Als eifrigster Gegner des Romans von Kivi gilt der in die Geschichte eingegangene Professor der finnischen Sprache und Literatur August Ahlqvist, manche sind aber sogar der Ansicht, daß auch J.W. Snellmann sich "enttäuscht" gezeigt hätte über die Stille Kivis während der dreijährigen Quarantäne, die über die Sieben Brüder verhängt war.

Viele Vertreter der gebildeten Stände hatten den Roman von Kivi für unschicklich gehalten, ja für geradezu zuchtlos und unflätig. Man durfte das Buch nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen kommen lassen. Ein dem Vorwort des Romans beigefügter, von der SKS seinerzeit eingeforderter Zusatz war von Snellmann verfaßt, und auch jener brachte eine angeblich im Roman angetroffene Sittenlosigkeit zur Sprache. Späterhin wurde von dem Buch eine in gewissem Umfang zensierte, auf Jugendliche zugeschnittene Version vorgelegt. Die Höhe der 1891 publizierten jugendtauglichen Auflage lag bei 2'500 Stück.

Obwohl die Kritik an Kivi nach dessen Tode und speziell, als man auf die 1900er Jahr hinzuschritt, in der Regel einer Bewunderung gegenüber dessen sprachlich reichhaltigem Schaffen wich, kam noch 1951 ein Lehrer aus Turku, Paavo E.S. Elo, mit einer Dissertationsschrift daher, in welcher der sich dazu hinreißen ließ, anzumerken, daß "dieser eigentlich doch ein unbedeutender Mensch ist, eine Zwergengestalt, der nicht mal schafft, was ganz normale Menschen fertigbringen, sich selbst am Leben zu erhalten und für sein Leben eine gesicherte wirtschaftliche Grundlage auf die Beine zu stellen." Elo zufolge würden die Sieben Brüder, insgesamt betrachtet, ersichtlich machen, daß Aleksis Kivi in Infantilität befangen war.


Die Sieben Brüder erwiesen sich jedoch trotz aller Kritik als ein großer Erfolg, wenn sich auch die Auflagenzahlen mit neuzeitlichen Ausmaßen verglichen sehr bescheiden ausnahmen. Die Auflagenhöhe der Sieben Brüder erreichte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts 7'000 Stück. Man muß sich dabei aber vor Augen halten, daß Finnland es bis zum Ende des Jahrhunderts gerade mal auf 56 Buchläden brachte, und daß die um ihr Grundauskommen kämpfende Bevölkerung nicht in erster Linie Bücher im Kopf hatte. Glücklicherweise stellte das Bibliothekenwesen in gewisser Weise für die Bildung einen Retter in der Not dar. Auch durch die Zeitungen bekam man einigermaßen Kontakt zur schöngeistigen Literatur.

Die Länge des Arbeitstages wurde damals noch nicht limitiert, sodaß ein 12-16-stündiger Arbeitstag in vielen Berufen sehr weitverbreitet war. Auch an Samstagen wurde allgemein acht Stunden durchgearbeitet. Fürs Lesen blieb deshalb außer an Sonntagen nicht viel Zeit.

Aleksis war auch ein Dichter, wenngleich ihm als Dichter keine besondere Stellung zugekommen war und die Dichtkunst vielleicht auch nicht sein eigentliches Betätigungsfeld war. Viele hatten seine Gedichte-Anthologie Kanervala [Heidegehöft] sogar als ungenügend eingeschätzt. Kivi wurde vornehmlich deswegen kritisiert, da er auf den Stabreim verzichtete und mitten in Wörtern abbrach.

Von den von Kivi geschriebenen Gedichten sind jedoch, abgesehen von den neuaufgelegten und den schwedischsprachigen, um die fünfzig herum bekannt geworden, von welchen 29 noch zu Lebzeiten des Schriftstellers und 39 bis Ende 1910 publiziert waren. So erfreuen sich denn viele auch der Gedichte von Kivi, wie zum Beispiel Die Beglückten, Ein Sonntag, Gesang meines Herzens und Dein Eichhörnchen, das kleine Schleckermaul bis auf den heutigen Tag großer Beliebtheit.

Alles in allem betrachtet, hatte spätestens in den 1890er Jahren die Bedeutung und Beliebtheit von Kivi im Volke Fuß gefaßt, und er wurde in weiten Kulturkreisen erkennbar wahrgenommen. Kivi fand auch, als es auf die 1900er Jahre zuging, in die Schulbücher Einzug. Die ehrenwerte Stellung eines nationalen Schriftstellers erkannte Kivi offensichtlich als erster Eino Leino zu, der bereits im Mai 1899 im Tagesblatt, dem Vorläufer der Helsingin Sanomat, Kivi als "national", als "großartig", als "unseren Meister" und als "unseren eigenen Shakespeare" charakterisierte.

Das von der SKS herausgegebene Werk von Esko Rahikainen bietet auf gelungene Weise Ergänzungen zu einem fundierten Wissen über Aleksis Kivi, zu dessen Werk und dessen Entgegennahme im Volk in den Jahren zwischen 1860 - 1910. Wenn auch ein Studienwerk niemals genauso packend und lebhaft geschrieben ist, wie dies zum Beispiel bestens in der bunten Sprache von Kivi der Fall ist, so stellt die Historie Schwendland vom Jungfernhügel ein dem Gedenkjahr würdiges Werk vor, in einer Zeit, da der Person und den Werken des nationalen Schriftstellers Finnlands ein anhaltend wachsendes Interesse entgegenbrandet.

Des 175. Jahrestages der Geburt von Aleksis Kivi wird am heutigen Samstag um 18 Uhr durch einen Ehrengang am
Denkmal von Aleksis Kivi, auf dem Aleksis-Kivi-Platz, auf dem Platz vor dem Stadttheater von Turku feierlich gedacht werden. Reino Kotaviita wird eine Rede halten und eine Festtagsfanfare auf der Trompete spielen. Der Aleksis-Kivi-Klub von Turku wird einen Lorbeerenkranz niederlegen. Die Ehrenwache der Kommilitonenschaft der Universität von Turku und die Fackelträger mit ihren Teertöpfen werden das Ereignis mit einer Festlichkeit zu einem feierlichen Abschluß bringen.
against enslaving

Eine Welt so ganz ohne Geld

"Benefits Supervisor Awakening" für Menschen, die durch und durch Mensch sind und nicht mehr länger ums Goldene Kalb herumtanzen wollen

mit vielen Überraschungs-Effekten:

interessante Links an Stellen, wo keiner sie vermutet

Bayern3 Radio hören

Melden auch Sie sich zum Thema zu Wort, lieber Leser!

Du bist nicht angemeldet.

Abbild von natürlicher Unbeschwertheit?

mehr-Pioniere-braucht-die-Welt-die-sich-stark-machen-fuer-eine-baldige-Abschaffung-des-Geldes

Gern gelesene Beiträge dieses elektronischen Magazins

Kisah Sex Nyata | Cerita...
Cerita Dewasa, Cerita Sex, Cerita Mesum, Cerita Bokep,...
Cerita Dewasa (Gast) - 21. Okt, 16:19
Very nice blog, it contains...
Very nice blog, it contains lot of informations. Articles...
Cerita Sex (Gast) - 14. Okt, 15:17
Prediksi Togel | Bocoran...
Prediksi Togel Hari Ini | Keluaran Angka Jitu | Ramalan...
Togel Hari Ini (Gast) - 14. Okt, 15:13
Seine Pappenheimer kennenlernen,...
Hier der Link zur Geschichte von Pentti Haanpää http://libidopter.twoday.n et/stories/5533136/ Geste rn...
libidopter - 3. Okt, 13:26
Sternschnuppen verwirrter...
Vorgeschichte zum Artikel: Im Frühsommer 1975 war...
libidopter - 3. Okt, 13:07
Anneli Auer IS FREE FINALLY...
In the Finnish murder case of Anneli Auer who is suspected...
libidopter - 1. Sep, 22:30
Founder and abbot of...
Dr Choje Akong Rinpoche, the founder and abbot of the...
libidopter - 9. Okt, 17:26
Most tragically misinterpteted...
"This is a story that recently unfolded: While meeting...
libidopter - 17. Sep, 17:28

Musikalisches


Amy Martin
Day of Reckoning

Pekka Pohjola von der finnischen Jazz-Rock-Band Wigwam, verst. im Nov. 2008
Pressure

Wird das arme Sparschweinchen schon irgendwo auf der Welt in seine wohlverdiente Freiheit entlassen?

Suche

 

* * *

"Nachrichten allein bedeuten gar nichts. Man braucht Autoren, die sie deuten können." — Helmut Schmidt

Wie lange sind wir schon mit dabei?

Online seit 6694 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 21. Okt, 16:19

Immer mehr sind fürs Geldabschaffen!

Ein Paradies auf Erden kann es geben

aber nur wenn es das Geld nicht mehr gibt. Packen wir's an, es wegzupacken!