Den Vogel auf die Hörner nehmen?
Was ein Mensch für sein Leben absolut nicht gebrauchen und somit auch nicht ausstehen kann, normalerweise bringt der Mensch soviel Mut auf, die ungewollte Sache irgendwie abzustellen.
Keiner, oder nur bei den allerwenigsten ist es so, ist ein eingeschworener Freund des Geldes um des Geldes willen. Man braucht es eben zum Überleben, da die allermeisten zwischenmenschlichen Umtriebe der ganzen Welt damit bestritten werden.
Da bei diesem alltäglichen Geldverkehr zwischen den Menschen jedoch im Nebenprodukt immerzu all die vielen endlos traurigen Miseren überallherum auf Erden ausgelöst werden, und jedem, der hören und sehen kann, klar ist, was für ein übles Spiel unter den vielen verblendenden Betitelungen des Geldes im Gründe genommen eigentlich gespielt wird, sollte jemand sich schon fragen dürfen, woher diese in puncto soziale Marktwirtschaft und Daseinsberechtigung des Geldwesens an den Tag geleite, absolute Mutlosigkeit des bürgerlich-menschlichen Charakters im allgemeinen und im besonderen gegenüber jeglicher Form in Gedanken und Tat des Aufbegehrens gegen das Geld als solches, mit dem fast ausnahmslos jeder so hart im Leben zu kämpfen hat, letztlich herrührt.
Wo bleibt hier in diesem Punkte die sonst so bereitwillig zur Schau gestellte Menschheitsmuttergewitztheit all der elektrisierten Schlauberger der heutigen Zeit!?
Anstatt, daß die Menschen endlich das Geld auf die Hörner nähmen und, weit von uns weg, weit über die Relinge unserer Lebensarena hinaus hinwegschmetterten, sodaß wir es auf alle Zeiten los wären, wird noch im Jahr 2008, obwohl es jetzt fast allen Menschen vom Geld her gesehen noch dreckiger geht wie bislang zuvor, jemandem, der etwas zu laut über ein so unerhörtetes Ding wie das der Abschaffung des Geldes nachdächte, immer noch "ein Vogel" gewiesen.
Drei schwere Verletzungen durchs Horn des Bullen bei Stierkampf abbekommen und weitergekämpft
(eine übernommene Glosse von Paul Ingendaay vom 17.6.2008)
Wir waren nicht dabei. Wir sahen die Schwarzmarktpreise, tausend Euro pro Ticket, und sagten: Geht nicht. Nachträglich denkt man sich, vielleicht wären tausend Euro nicht zu viel gewesen, um diesen Stierkämpfer in Madrid zu sehen. Denn José Tomás, der sich schon einmal für fünf Jahre verabschiedet und 2007 wieder zurückgemeldet hatte, ein Vertreter des klassischen Stierkampfs mit Eleganz und Wagemut, lieferte eine Darbietung, wie sie nur alle paar Jahre vorkommt. Und der Grund, warum über sie gesprochen wird, ist, daß sie eine Grenze nicht nur berührt, sondern rituell abschreitet, nämlich zwischen Kontrolle und Chaos, Vernunft und Wahnsinn, Weiterleben und Untergang.
Daß das Fernsehen den Kampf nicht übertrug, gehört dazu: Solche Sachen müssen mündlich überliefert werden von denen, die dabei waren. Für uns andere bleibt der übliche Ersatz: drei Minuten Videoclip und die Stierkampfrezensionen. Aber auch die erzählen die Geschichte: Wie José Tomás von seinem ersten Stier auf die Hörner genommen und mehrfach hochgeworfen wird, eine Stoffpuppe, die wieder auf den Hörnern landet. Wie er zu Boden fällt, wundersamerweise aufsteht und weiterkämpft.
Sein Kampf ist zu groß
Insgesamt dreimal landet er an diesem Nachmittag auf den Hörnern, als wär's ein Experiment, was so ein Körper alles aushält. Jedesmal bohrt sich eine Spitze irgendwo in ihn hinein, so daß er aus mehreren Wunden blutet, auch das Gesicht ist getroffen, die Lippen sind geschwollen, der Blick aus dem blutüberströmten Gesicht wirkt verschleiert, zumindest den Bildern nach. Einmal rutscht er auf dem Sand aus, und da der Stier direkt über ihm ist, rollt sich der Matador auf den Bauch und bedeckt den Kopf, während der Stier mit der Schnauze zwischen seinen Beinen wühlt und die riesigen Hörner glücklicherweise nur die Luft zermähen - ein Treffer hätte tödlich sein können.
Das schreibt sich so leicht, "tödlich", es ist ja wirklich nur ein Wort und für die Lebenden oft keine Wirklichkeit jenseits von Hollywood und Unfallchirurgie. Hier ist alles echt, das Blut, die zerfetzte, blutgetränkte Montur. Am Ende erringt José Tomás drei Ohren, nicht für schönen Stil, sondern für seinen Mut, kann aber nicht auf Schultern durchs große Tor aus der Arena getragen werden, weil er längst auf dem Operationstisch liegt. Drei schwerwiegende Hornwunden, sagt das Bulletin. Am 20. Juni in Alicante wird er nicht antreten. Wann überhaupt wieder, werden wir noch hören. Der Mann hat sich schon oft geweigert, vor Fernsehkameras zu kämpfen. Er hat recht. Sein Kampf ist für den Bildschirm zu groß.

Keiner, oder nur bei den allerwenigsten ist es so, ist ein eingeschworener Freund des Geldes um des Geldes willen. Man braucht es eben zum Überleben, da die allermeisten zwischenmenschlichen Umtriebe der ganzen Welt damit bestritten werden.
Da bei diesem alltäglichen Geldverkehr zwischen den Menschen jedoch im Nebenprodukt immerzu all die vielen endlos traurigen Miseren überallherum auf Erden ausgelöst werden, und jedem, der hören und sehen kann, klar ist, was für ein übles Spiel unter den vielen verblendenden Betitelungen des Geldes im Gründe genommen eigentlich gespielt wird, sollte jemand sich schon fragen dürfen, woher diese in puncto soziale Marktwirtschaft und Daseinsberechtigung des Geldwesens an den Tag geleite, absolute Mutlosigkeit des bürgerlich-menschlichen Charakters im allgemeinen und im besonderen gegenüber jeglicher Form in Gedanken und Tat des Aufbegehrens gegen das Geld als solches, mit dem fast ausnahmslos jeder so hart im Leben zu kämpfen hat, letztlich herrührt.
Wo bleibt hier in diesem Punkte die sonst so bereitwillig zur Schau gestellte Menschheitsmuttergewitztheit all der elektrisierten Schlauberger der heutigen Zeit!?
Anstatt, daß die Menschen endlich das Geld auf die Hörner nähmen und, weit von uns weg, weit über die Relinge unserer Lebensarena hinaus hinwegschmetterten, sodaß wir es auf alle Zeiten los wären, wird noch im Jahr 2008, obwohl es jetzt fast allen Menschen vom Geld her gesehen noch dreckiger geht wie bislang zuvor, jemandem, der etwas zu laut über ein so unerhörtetes Ding wie das der Abschaffung des Geldes nachdächte, immer noch "ein Vogel" gewiesen.
Drei schwere Verletzungen durchs Horn des Bullen bei Stierkampf abbekommen und weitergekämpft
(eine übernommene Glosse von Paul Ingendaay vom 17.6.2008)
Wir waren nicht dabei. Wir sahen die Schwarzmarktpreise, tausend Euro pro Ticket, und sagten: Geht nicht. Nachträglich denkt man sich, vielleicht wären tausend Euro nicht zu viel gewesen, um diesen Stierkämpfer in Madrid zu sehen. Denn José Tomás, der sich schon einmal für fünf Jahre verabschiedet und 2007 wieder zurückgemeldet hatte, ein Vertreter des klassischen Stierkampfs mit Eleganz und Wagemut, lieferte eine Darbietung, wie sie nur alle paar Jahre vorkommt. Und der Grund, warum über sie gesprochen wird, ist, daß sie eine Grenze nicht nur berührt, sondern rituell abschreitet, nämlich zwischen Kontrolle und Chaos, Vernunft und Wahnsinn, Weiterleben und Untergang.
Daß das Fernsehen den Kampf nicht übertrug, gehört dazu: Solche Sachen müssen mündlich überliefert werden von denen, die dabei waren. Für uns andere bleibt der übliche Ersatz: drei Minuten Videoclip und die Stierkampfrezensionen. Aber auch die erzählen die Geschichte: Wie José Tomás von seinem ersten Stier auf die Hörner genommen und mehrfach hochgeworfen wird, eine Stoffpuppe, die wieder auf den Hörnern landet. Wie er zu Boden fällt, wundersamerweise aufsteht und weiterkämpft.
Sein Kampf ist zu groß
Insgesamt dreimal landet er an diesem Nachmittag auf den Hörnern, als wär's ein Experiment, was so ein Körper alles aushält. Jedesmal bohrt sich eine Spitze irgendwo in ihn hinein, so daß er aus mehreren Wunden blutet, auch das Gesicht ist getroffen, die Lippen sind geschwollen, der Blick aus dem blutüberströmten Gesicht wirkt verschleiert, zumindest den Bildern nach. Einmal rutscht er auf dem Sand aus, und da der Stier direkt über ihm ist, rollt sich der Matador auf den Bauch und bedeckt den Kopf, während der Stier mit der Schnauze zwischen seinen Beinen wühlt und die riesigen Hörner glücklicherweise nur die Luft zermähen - ein Treffer hätte tödlich sein können.
Das schreibt sich so leicht, "tödlich", es ist ja wirklich nur ein Wort und für die Lebenden oft keine Wirklichkeit jenseits von Hollywood und Unfallchirurgie. Hier ist alles echt, das Blut, die zerfetzte, blutgetränkte Montur. Am Ende erringt José Tomás drei Ohren, nicht für schönen Stil, sondern für seinen Mut, kann aber nicht auf Schultern durchs große Tor aus der Arena getragen werden, weil er längst auf dem Operationstisch liegt. Drei schwerwiegende Hornwunden, sagt das Bulletin. Am 20. Juni in Alicante wird er nicht antreten. Wann überhaupt wieder, werden wir noch hören. Der Mann hat sich schon oft geweigert, vor Fernsehkameras zu kämpfen. Er hat recht. Sein Kampf ist für den Bildschirm zu groß.

libidopter - 18. Jun, 10:40