22
Jan
2008

Ein hohes Einkommen ist keine Garantie dafür, daß in einer Arbeitsgemeinschaft bessere Leistungen erbracht werden - es kommt auf die persönliche Motivation, und auch auf das soziale Verhalten besserverdienender Vorgesetzter im Arbeitsumfeld an

Bedrängt und gesichtslos

(ein Artikel aus der Sparte Extra der finnischen Zeitung Turun Sanomat vom 19.1.2008, übersetzt aus dem Finnischen)

Wenn ein Mensch an seinem Arbeitsplatz bedrängt wird, ermatten geschwind Kräfte und Selbstwertgefühle. Verknotet sich dies zu einem Filz, beginnt er, an seinem eigenen Verständnis der Dinge zu zweifeln.

Jeder vierte finnische Arbeitnehmer wurde, oder wird gegenwärtig, seiner eigenen Einschätzung nach am Arbeitsplatz drangsaliert.

Wir baten unsere Leser um Erfahrungen davon, wie es ist, wenn man zu einem Dorn im Auge des Arbeitgebers, des Vormannes oder der Kollegen geworden ist.

Es trafen mehrere Schreiben bei uns ein. Die Geschichten waren alle lang und schmucklos. Sie haben miteinander manch einen Umstand gemein. Es klang aus allen ein Erschöpftsein und eine geistige Unterwerfung des Schreibenden an. Etwas gemeinsames war vor allem die unbedingte Forderung danach, anonym zu bleiben.

- Ich möchte nicht mit meinem Namen und meinem Gesicht hervortreten. Mein Peiniger ist eine Person, die sich sehr gut dazu anschicken könnte, mir das Leben schwer zu machen, gibt eine vierzigjährige Büroangestellte als Grund dafür an, sich mit ihrer Identität im verborgenen zu halten.

Nennen wir sie einfach mal Liisa.

Liisa ist seit ein paar Monaten arbeitslos. Das Arbeitsverhältnis, das über mehrere Jahre bestanden hatte, kam durch ihre eigene Kündigung zu einem Ende. Liisa hatte es an ihrem Arbeitsplatz nicht mehr so lange ausgehalten, als daß sie vor der letzten Entlohnung bereits eine neue Arbeitsstelle gefunden hätte. Nun hat sie mit der Tatsache zu kämpfen, daß sie drei Monate von nirgendwoher Geld zu beziehen hat. Gemäß der Auslegung des im Arbeitsamt von Turku amtierenden Arbeitkräfteausschußes hätte sie ohne stichhaltigen Grund gekündigt.

In dessen Entschluß ist zu lesen, daß eine Arbeitslosenunterstützung nicht bezahlt werden könne, da "die Beendigung des Arbeitsverhältnisses auf eigenen Wunsch hin arbeitskräftepolitisch nicht begründet ist".

Vor dem Glückwunsch fürs neue Jahr wird in dem Schreiben daran erinnert, daß "in Bezug auf diese Stellungnahme durch Einreichen eines Einspruches eine Änderung angestrebt werden kann".

Eine genaue Ziffer derer, die in Finnland sich aufgrund von Belästigungen am Arbeitsplatz veranlaßt sahen, ihre Arbeit niederzulegen, gibt es nicht.

- Schwierige Frage. Der eigentliche Grund einer Kündigung tritt nicht unbedingt immer zum Vorschein. Bei der Führung zu einer Berufswahl hin sind sporadisch Fälle davon aufgetaucht, aber oft suchen die Leute nach einem neuen Arbeitsplatz, bevor sie den alten aufgegeben haben, gibt die Branchenleiterin des Arbeitsamts Turku Jaana Apiainen zu bedenken.

Manchmal passiert es sogar, daß die Arbeitslaufbahn eines Drangsalierten zu einem jähen Ende kommt. Die beratende psychiatrische Spezialkrankenpflegerin der Stadt Turku Birgitta Varhainen hat beobachtet, daß im schlimmsten Fall ein solches Opfer von Drangsalierungen derartig üble Gefühle befallen können, daß die Person für längere Zeit seine Arbeitsfähigkeit einbüßt.

Unbehagen erwächst aus einer als ungerecht empfundenen Behandlung und, im Zuge davon, aus dem Mürbewerden des eigenen Selbstwertgefühls als Mensch und dem Respekt vor der eigenen Person.

- Die Person fühlt sich, als daß sie keinen Wert hätte, und ihr Dasein als hoffnungslos erschiene. In der Betreuungsarbeit kommt es darauf an, herauszustellen, daß der Mensch mehr ist als nur ein "Arbeitstier", betont Varhainen.

Angelegenheiten, die mit Belästigungen am Arbeitsplatz zu tun haben, kommen in ihrer Arbeit allwöchentlich vor.

Der Peiniger von Liisa, die eine Ausbildung zum Volkswirt erhalten hatte, war ihr Vorgesetzter gewesen, der zugleich der Geschäftsleiter einer Firma mit ein paar Dutzend Beschäftigten ist.

Nach Meinung von Liisa fingen die Schwierigkeiten bereits vor längerer Zeit an. Der Geschäftsleiter hätte von seinen Untergebenen gefordert, daß sie sich voll und ganz ihrer Arbeit und ihrer Arbeitsstelle widmeten. Zum Beispiel wären sie angehalten gewesen, an allen in der freien Zeit stattfindenden Feierlichkeiten teilzunehmen.

- War man mal nicht aufgekreuzt, hatte man erklären müssen, warum nicht, und es konnte die Angelegenheit durchaus während eines gemeinsamen Treffens zur Sprache gebracht werden.

Nach Anschauung von Liisa laufen die Dinge so ab, daß, je enger das Verhältnis zum Geschäftsleiter ist, einer umso mehr Vorteile hat und umso weniger eingrenzend dann auch die Regeln sind. Dies verursache den Argwohn der anderen.

Im Laufe der Zeit erkrankte Liisa an einer Beeinträchtigung durch die aus der Arbeit resultierende Überbelastung. Durch längere, aufgrund von Krankheit aufgekommene Arbeitsausfälle machte man sich beim Geschäftsleiter sehr unbeliebt.

- Während meines Krankenstandes lief er im Büro von Zimmer zu Zimmer herum und gab bekannt, daß "wir eine solche Beschäftigte hier nicht haben können," führt Liisa weiter auf.

Die Sprüche und Redensarten waren für Liisa niederschmetternd, und es wurde bei ihr ein mittelschwerer, depressiver Zustand festgestellt. Sie hebt hervor, daß sie gewaltige Gewissensbisse verspürte wegen ihrer Krankheit und ihres Fernbleibens von der Arbeit.

- In einem Telefongespräch sagte es der Geschäftsleiter gleich direkt, daß er hoffte, ich würde kündigen.

Nach ihrer Genesung kehrte Liisa an ihren Arbeitsplatz nochmal zurück. Das eigene alte Arbeitszimmer gab es aber nicht mehr, all ihre Sachen waren in Schubladen zusammengerafft und im Flur abgestellt worden.

Die Arbeitskameraden unterstützten Liisa und setzten den Geschäftsleiter unter Druck, woraufhin dieser Liisa einen gerümpelhaldenartigen Arbeitsraum zuwies. Als nächstes forderte der Leiter Liisa auf, ihre Arbeitszeiten anders zu gestalten, anders als diese im Arbeitsvertrag vermerkt waren. Das war der letzte Tropfen, der das Faß zum Überlaufen gebracht hatte.

Am allermeisten sind seelische Gewaltsamkeiten in der Gesundheitspflege-, Sozialbetreuungs- und der Lehramtsbranche offenkundig geworden. Am allerwenigsten treten sie an solchen Arbeitsplätzen auf, in denen die Arbeiten gut organisiert sind, es genügend Personal gibt, hinreichend über Probleme der Arbeit diskutiert wird und es beim Durchreichen von Informationen keine Behinderungen gibt.

An einigen Arbeitsplätzen, hauptsächlich im Lager der öffentlichen Verwaltung, sind klare Richtlinien, ein sogenanntes Kontrollmuster, aufgestellt für den Fall von unsachgemäßem Verhalten einzelner Beteiligter. Auf dem Arbeitsfeld von Liisa hat es so etwas nicht gegeben.

- Über Belästigungen am Arbeitsplatz ist lange Zeit noch nicht einmal gesprochen worden. Im Zuge der Verkomplizierung der Arbeitswelt sind die Strukturen insoweit bis ins Extrem gezogen worden, daß nun alle Dinge, die Einfluß haben auf die Rentabilität der Produktion, willentlich hervorgebracht werden, fügt Gebietsleiter Jyrki Liesivuori aus dem Institut für Gesundheit am Arbeitsplatz abwägend hinzu.

Gemäß seiner Sicht komme es bei sämtlichen Organisationen zu irgendwelchen Bedrängnissen, und Menschen, die diesem ausgesetzt sind, wären alle irgendwie schutzlos.

- Dem, der beschuldigt wird, fällt es schwer, sich zu verteidigen, denn die Sympathien liegen auf empfindliche Weise auf der Seite des Schwächeren, wie er die Dinge sieht.

Liesivuori hofft nur, daß Finnland in der Kriminalisierung des Sachverhalts nicht dem Beispiel der USA folgen würde.

- Dort sind Menschen in leitenden Positionen stets und ständig gut daran beraten, in Dingen, die mit dem Umgang von Menschen untereinander zu tun haben, Vorsicht walten zu lassen - wen darf man es wagen, anzurufen, mit wem zusammen darf man sich im gleichen Zimmer blicken lassen - zumal diese dort sogleich zu Gericht getragen werden.

Auch in den Gerichtshöfen Finnlands sind über solche Fällen bereits Urteile gefällt worden.

Das Gesetz zur Sicherheit am Arbeitsplatz ist zu Beginn des Jahres 2003 in einer Form erneuert worden, die den Begriff des Schutzes bei der Arbeit erweitert hat, indem letzterer nicht nur den leiblichen Schutz umfaßt, sondern auch einen psychisch-mentalen Schutz miteinbezieht.

Mit dem Gesetzeswandel haben auch die Kontaktaufnahmen zu den Arbeitsschutzkreisstellen zugenommen. In den Ämtern von Turku und Pori wird ungefähr 200 Mal im Jahr um Rat nachgesucht, während es gute 50 in einem Jahr gibt von tieferschürfenden Anstrengungen bei Fragen, ob gemäß dem Gesetz vorgegangen worden sei.

- Ist eine Person zum Objekt von Drangsalierungen geworden, kann sie dies aber nicht nachweisen, besteht die Gefahr, daß das Leben zunehmend in den Sog der Angelegenheit, und so dieser Mensch in eine Zwickmühle gerät. Vom Standpunkt der eigenen Lebensführung her wäre es aber weitaus besser, so schnell wie möglich darüber hinwegzukommen, denn, ist man erst einmal der Rachsucht anheimgefallen, kommen selbstzerstörerische Elemente mit ins Spiel. Entweder muß man nachgeben oder sich aus der Arbeitsgemeinschaft entfernen, wie der Kreisstellenleiter Seppo Pekkala der Arbeitsschutzkreisstelle von Turku und Pori rät.

Liisa sucht sich zur Zeit eine neue Arbeit und lebt von ihrem Ersparten. Ihr Gemütszustand wechselt von hoffnungsvoll bis bedrückt.

Nach Ansicht von Liisa ist es etwas schlimmeres, zum Objekt der Bedrängnis durch einen Vorgesetzten zu werden, als durch einen Mitarbeiter.

- Arbeitskollegen trauen sich doch nicht, den Mund aufzumachen und einen zu verteidigen, denn sie befürchten, als nächstes selber an die Reihe zu kommen.

Auch über ihr eigenes Verhalten hat Liisa nachgedacht.

- Ich bin eben kein Duckmäuser, ich stehe für meine eigenen Meinungen ein, und ich spreche diese auch laut aus. Das ist nicht immer ganz vernünftig, wie sie mittlerweile denkt.

Sie gesteht, daß sie unter Schuldgefühlen und einem schlechten Gewissen zu leiden hat, deswegen, daß sie jetzt arbeitslos ist.

- Ich muß mir selbst gut zureden und mir versichern, daß ich nichts falsches getan habe, sondern daß ich einfach gezwungen war, zu kündigen, da die Situation geistig-seelisch mir über meine Kräfte ging.

Mervi Luotonen
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