4
Jan
2011

Kosmologe Kari Enqvist gibt sich seinem inneren Analemma hin

Ich liebe das Faulenzen im Sommer. Wenn aller Schnee vom Land verschwunden ist, karre ich triumphierend meinen bequemen Kuschelsessel aus dem Keller. Mit wackerem Entschluß plaziere ich ihn in der wärmsten Ecke des Hofes und richte mich dort häuslich ein.

Im Winter lese ich wie ein Astrologe mit einem schlechten Gedächtnis immer wieder aufs neue aus dem Almanach die Uhrzeiten der auf- und untergehenden Sonne heraus. Nach der Wintersonnwende nimmt das Licht bedrückend langsam zu.

Anfangs tritt die Sonne auf der Stelle herum und nur die Untergangszeiten kommen schleichend voran. Dies rührt von der Geneigtheit der Drehachse der Erdkugel her, dank derer die Sonne von uns aus gesehen an den verschiedenen Tagen zu unterschiedlichem Zeitpunkt präzise im Süden steht. Das Verhalten beschreibt eine mathematische Kurve, die einer in die Länge gezogenen Acht gleicht, die einen hübschen Namen trägt: Analemma. Im Englischen wird es auch "Gleichung der Zeit" genannt, auch dies ein poetischer Ausdruck. Andernorts spricht man prosaischer von Zeitausgleich.

Ich hatte lange Zeit eine in Vietnam angefertigte Holzpritsche, deren einziger Fehler darin bestand, daß einem nach ein paar Stunden das Hinterteil einzuschlafen begann. Späterhin legte ich mir ein Stilmöbelstück zu, dessen oberflächenbearbeitetes Metallgewebe massiv, zugleich aber flexibel ist. Da trifft deutsche Ingenieurskunst mit einfühlsamem Gespür auf neuzeitlich europäische Befindlichkeit. Der Polstersessel nämlich trägt selbst einen dickeren Helmut samt Hannelore.

Von für den Gebrauch draußen im Hof vorgesehenen Sesseln findet man vielerlei. Ein Teil ist in eine wellenförmige Form gegossen, deren Zweck es ist, den Knieabwinkelungen eine Stütze zu sein. Solche sind für Amateure da, denn auf denen ist es ein Ding der Unmöglichkeit, sich in Seitenlage einem Nickerchen hinzugeben. Ein bequemer Sessel sollte unbedingt bewegliche Teile an sich haben, mit deren Hilfe man den jeweiligen Lagewinkel optimal einstellen kann.

Ich selbst ruhe mich oft auf meinem Rücken aus und betrachte mir dabei die Wolken genau. In dieser Phase ist das eventuelle Buch mir bereits vor Jahr und Tag aus der Hand geglitten.

Ich weiß natürlich, daß das Firmament nur eine optische Täuschung ist und daß sich dahinter das atemlose Dunkel des Weltalls auftut; daß es hinter den Wolken weder Engel noch Dämonen gibt, kein immerwährendes Leben. Das beschäftigt mich jedoch nicht.

Je nachdem, wie der Wind steht, kann ich sehen, wie die Flugzeuge über mich hinweg in Richtung Helsinki-Vantaa dahindüsen. Besonders gefallen mir aber die in gewaltigen Höhen entlang der Flugschneise von Ost noch West enteilenden Maschinen. Ich verfolge mit dem Feldstecher die von ihnen hinausgestoßene Spur, überwältigt von einer gewissen Erleichterung, dankbar dafür, daß in diesem Augenblick gerade ich nicht darin zu sitzen brauche.

In einer mehr sitzenden Position begutachte ich, wie ein Lüftchen Wind die Flachse und Prachtkerzen einer Blumenböschung hin- und herwiegt. Sommertage sind einfach voller Betriebsamkeit. Oft erhalte ich Gesellschaft von neugierig umherstürzelnden Kohlmeisen, die über mir wie Kolibri umherflattern. Einmal ließ sich eine Meise auf meiner großen Zehe nieder. Wir stierten einander an und paßten auf, wer als erster mit den Augen blinzeln würde. Darüber mußte ich wohl eingenickt sein.

Der Platz des Polstersessels nahe der Wand, dem Süden zugewandt, bringt munteres geselliges Leben mit sich. So kann sich zur Siesta ein Igel unter die Goldene Waldrebe verirren. Man kann hören, wie er halb gluckst, halb niest, wenn er zufrieden sich in seinem Lager einrichtet.

Wenn ich da so ruhe, fühle ich gelegentlich Verwandtschaft mit Franciscus von Assisi. Der Legende nach war der ein Freund der Vögel und überredete einen bestimmten Wolf, der die Stadt Gubbio drangsaliert hatte, dazu, die Menschen in Frieden zu lassen. Auch ich könnte hinausrufen: Willkommen, Bruder Igel! Willkommen, Geschwisterchen Meise. Die Fasanen aber, mit ihrem dummstolzen Gekreische, jage ich gnadenlos davon.

Mein Indianername könnte lauten: der mit den Igeln schnarcht. Gegenwärtig hat sich jedoch der Igel, jenes von Glück gesegnete Teufelchen, in seinem Winterbau eingeigelt. Er braucht sich nicht um Analemmata oder die Gleichung der Zeit zu kümmern.

Aber wenn er überhaupt träumen sollte, bin ich mir sicher, daß er sich an die hohe Wolke des sommerlichen Himmels erinnern wird. An die Sonne, die die Grashalme weit und breit, die kühle Erde im Schatten der Goldenen Klementis heiß aufdampfen läßt. Wie auch ich, wenn der Frost knarzt.


(ein an diesem Neujahrstag auf Wunsch vieler finnischer Leser in der Zeitung von Helsinki neu aufgelegter Artikel vom 10.1.2010 von Kari Enqvist, übersetzt aus dem Finnischen)
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