6
Nov
2009

Eines Landes Erinnerungsspeicher verschiebt den Menschen vom Traum zum Geld hin

Ein Zweierteam aus einem Regisseur und einer Regisseurin, das West-Sibirien in Bildern eingefangen hatte, verdichtet die Geschichte Finnlands über 11'000 Jahre hinweg auf 84 Minuten.

- Es ist nicht wahr, daß wir gekommen sind, um auf der Erde zu leben. Zum Schlafen kamen wir. Um Träume zu schauen.

Das Gesicht einer Frau wird aus einer Entfernung von zehn, zwanzig Zentimetern eingeblendet, die Wörter, die sie von sich gibt, kommen ruhig gesprochen daher und veranlassen dazu, innezuhalten. Es konkretisiert sich in ihnen der Ausgangspunkt des neuesten Werks des als Porträtist West-Sibiriens bekannten Regisseurenpaares Markku Lehmuskallio und Anastasia Lapsui. Eines Landes Erinnerungsspeicher verdichtet den Zeitabschnitt von 11'000 Jahren auf dem Gebiet des gegenwärtigen, nacheiszeitlichen Finnlands auf 84 Minuten.

- Am Anfang schauten wir Träume. Jetzt schauen wir nach Geld, sagt Lehmuskallio.

Der Film ist eine Reise zum Menschen anhand der Spuren, die von ihm zurückgelassen wurden. Lehmuskallio und Lapsui sind der Ansicht, daß, obgleich ein Dahingeschiedener nicht mehr anwesend ist, dessen hinterlassene Spur sehr wohl weiterexistiere. Lehmuskallio geht in seinen Gedanken sogar noch ein Stück weiter. Er glaubt, daß ein jeder in seinem Inneren die Gedächtnisspur der vergangenen Geschlechter trägt.

- In uns allen befindet sich das Wissen der vorangegangenen Generationen, aufgezeichnet in unserem Unterbewußtsein. Würden wir in einen entsprechenden Rauschzustand versetzt, stiegen in uns, um von uns geschaut zu werden, Gesichter auf, die uns von hinter Tausenden von Jahren her zufliegen würden. Ich bin Ich und die vorausfolgenden Generationen. Sollte ich keine Nachkommen haben, würde das zu einem Ende kommen. Ein Vakuum übrigbleiben, sagt Lehmuskallio.

Der Film kolportiert kein Schulwissen

Lapsui und Lehmuskallio charakterisieren Eines Landes Erinnerungsspeicher als einen Dokumentarfilm, der jedoch mit den Stilmitteln der Kunst über eine bloße Dokumentation hinauswächst.

- Dies ist ein philosophischer Film, nicht nur eine Aufreihung von Äxten, sagt Lehmuskallio.

In dem Film tritt stark augenfallig der Elche-Kult in den Vordergrund, als dessen eine Erscheinungsform ein im finnischen Huittinen aufgefundener steinzeitlicher Elchenkopf gilt. Der ließ bereits vor Jahren in Lehmuskallio und Lapsui den Wunsch aufkommen, einen Film zu drehen, der auf dem Fund aus der frühen Vorzeit aufgebaut wäre, es ließ sich jedoch zunächst die Finanzierung dafür nicht auftreiben. Das Motiv ließ die beiden aber weiterhin nicht in Ruhe, und als der den Dokumentare-Sektor der Öffentlichen Radio- und Fernsehanstalt Finnlands leitende Ilkka Vehkolahti die Idee einer die Geschichte Finnlands erzählenden Dokumentation in den Raum stellte, griff das Partnerteam zu.

In dem Film ist man beständig in Landschaften der südfinnischen Provinz Satakunta unterwegs. Huittinen, Eura, Pori, Hinnerjoki. Laut Lehmuskallio ist das Ufer entlang des Kokemäenjoki-Flusses die bedeutendste Laufbahn von Erneuerungen gewesen. Für die Kultur des Binnenlandes stehen die samischen Lappen, sowie die in der Ära der Kammkeramik in den Landschaften an den Ufern des ostfinnischen Sees Saimaa gemälten Bilder aus roter Farbe.

- Das Schulwissen ist etwas ganz anderes, als wovon uns die hier nun vorliegende Erzählung berichtet. Wir lasen viel Forschungsmaterial, langsam kam das Bild von den verschiedenen Epochen in uns zur Reife. Der Film stellt eine Stellungnahme seiner Macher vor, sagt Lehmuskallio.

Was die Entwicklung des Menschenstamms und des Menschseins betrifft, so ist der Film von nahezu gnadenloser Aufgeschlossenheit. Lehmuskallio hebt den in Huittinen entdeckten Elchenkopf hervor, ergeht sich in lobenden Worten über dessen Schönheit und sagt, daß es nichts Schöneres gebe.

- Die Schaffensfähigkeit des Menschen hat sich überhaupt nicht weiterentwickelt, viel eher hat sie sich zurückentwickelt, sagt Lehmuskallio.

Fast das gleiche Urteil erfährt das Menschsein. Einen einzigen wahren Schritt nach vorwärts brachte der christliche Glauben, der das Töten von Kindern verbot. Lakonisch stellt Lehmuskallio fest, daß in etlichen Urvölkern das Umbringen von Kleinkindern eine Methode sei, die Population zu regulieren.

- Ich weiß nicht, ob man sagen könnte, daß sich das Menschsein im Laufe der Zeiten entwickelt hätte. In uns allen steckt ein kleiner Hitler, schätzt Lehmuskallio.

In der Erzählung wird kein Punkt gesetzt

Lehmuskallio und Lapsui waren drei Jahre lang an dem Film beschäftigt. Der Film wurde erstmalig im Sommer auf dem Filmfestival von Sodankylä vorgestellt, die offizielle Erstaufführung wird im Januar auf dem DocPoint-Festival von Helsinki stattfinden. Da dazwischen liegt die im Film so vordergründig herausgestellte Provinz Satakunta eingekeilt.

- Wir hätten gerne noch ein Jahr draufgelegt, uns gingen jedoch die Geldmittel aus. Irgendwann muß man denn auch einen Schlußpunkt setzen können, sagt Lehmuskallio.

Im Film selbst wird mit Schlußpunkten sparsam umgegangen. Auf die vorgetragenen Gedichte und Überlegungen hin bleibt gleichsam der Gedanke im Raum zurück, wie der Vortrag fortzusetzen wäre. Das ist auch die Zielvorgabe von Lehmuskallio und Lapsui. Die Erzählungen sind weitgehend abgewogen worden, aber die letzten Gedanken bleiben unausgesprochen.

- Auf diese Weise lebt der Film ein, zwei Tage im Kopf des Betrachters fort, sagt Lehmuskallio.

Der Film fordert zum Nachdenken heraus. Die in dichten Nahaufnahmen vorgestellten Gestalten stellen unter anderem zu den Felsenmalereien der kammkeramischen Zeit fest, daß "das, was wir als Kunst ansehen, eine Unterredung mit unsichtbaren Kräften war", "von den Gräbern der Hammerbeil-Ära oberflächlich nichts zu sehen ist, die Erde nicht spricht", "mit der Eisenzeit die schamanistische Zeit endete, der Elch-Klan für alle Zeiten zu einem Ende kommt".

Der Film mischt die Überlegungen mit historischen Karten, bildender Kunst, Naturillustration, dokumentarischem Material auf. Für eine Erweiterung eigener Klasse sorgt das im Innern eines weißen Würfels angesammelte Volk, das durch die unterschiedlichen Zeiten und Räumlichkeiten hindurch an Ort und Stelle verharrt. Zu Beginn des Films heißt es, daß die Geschichte eine lange und mühselige Reise zum Selbst sein würde. Fand das Regisseurenpaar denn dabei nun zu sich selbst?

- In den Kirchenbüchern ist zu lesen, wer ich bin, sagt Lehmuskallio, lächelt einen Augenblick und taucht wieder in den Gedanken darüber ab, daß im Inneren eines jeden die Spuren der Vorfahren liegen.

Der Film Eines Landes Erinnerungsspeicher [Maan muisti] wurde am 4.11. im Museum von Satakunta in der Stadt Pori vorgeführt, die Regisseure Markku Lehmuskallio und Anastasia Lapsui hielten vorab einen Vortrag dazu. Die Vorstellung war gratis.

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