19
Aug
2009

"Wenn du nicht artig bist, kommt der Runar und nimmt dich mit" — ein ungesühnter Doppelmord wurde 50 Jahre alt

Prolog: Anfang August 1959 begann man in Finnland das rätselhafte Verschwinden zu verfolgen zweier junger Damen aus Jyväskylä, das der Krankenschwesterschülerin Eine Maria Nyyssönen und das der Bürogehilfin Riitta Aulikki Pakkanen, die zusammen zu einer Radfahrtour aufgebrochen waren.

Die Mädchen, die sich im Sommerurlaub befanden, waren am 18. Juli von Jyväskylä aus in den Osten des Landes nach Savo und Nord-Karelien losgefahren. Zuhause wollten sie wieder am 28. Juli sein. Es wurde noch ein paar Tage länger zugewartet. Bis daß man jedoch dann damit anfing, Schlimmstes zu ahnen, als Riitta am Montag, dem 3. August, nicht an ihrer Arbeitsstelle erschien.

Der Verlauf der Aufklärung des Falls stellte vom 9.8. an etliche Male den Hauptartikel auf den Vorderseiten in der finnischen Presse, als berichtet wurde, daß nach Beobachtungen von etlichen Augenzeugen die jungen Damen am 25. Juli auf ihrer Radeltour von Viinijärvi aus an der Kreuzung der Landstraßen nach Kuopio und nach Varkaus in Richtung Varkaus weiterfuhren.

Am 11. August wurde dann in den Zeitungen berichtet, die jungen Frauen hätten in der Nacht zum 28. Juli auf dem Camping-Platz von Tulilahti in Heinävesi übernachtet.

Die Mädchen hätten sich dort mehrere Stunden lang mit zwei Jugendlichen unterhalten, und erzählt, daß sie nach Varkaus ihre Reise fortsetzen würden, um dort Verwandte zu besuchen. Der Landpolizeikommissar des Bezirks von Heinävesi bestätigte, daß es sich ganz sicher um die gesuchten jungen Frauen handelte. Es waren diese dann auch am folgenden Morgen nochmals gesehen worden, wie sie in Richtung Varkaus loszogen. Hernach hat es jedoch keine Informationen zu ihnen mehr gegeben.

An den darauffolgenden Tagen trafen "glaubwürdige" Sichtungen aus der Umgebung von Varkaus ein. Am Freitag, dem 14. August 1959, wurde laut den Zeitungen die größte Suchaktion in der Geschichte der Regierungsbezirke von Kuopio und Mikkeli auf die Beine gebracht, allerdings gänzlich vergebens. In der Öffentlichkeit hingegen wurde bereits tagelang über die von der Polizei am 15. August vorgebrachte These gemunkelt, daß "die Mädchen Opfer eines Triebmörders geworden sind".

Ein paar Tage konnten die Medien kurz zur Ruhe kommen, bis am 21. August in einem Sumpf auf dem Campingplatz-Areal von Tulilahti das Grab der brutal niedergemetzelten jungen Frauen gefunden war.


Am Samstag, dem 22. August 1959 war folgendes in den Zeitungen Finnlands zu lesen: "Das Rätsel des Verschwindens der jungen Frauen aus Jyväskylä, das die Gemüter im ganzen Land erregt hatte, ist wie befürchtet auf erschütternde Weise gelöst worden. Die am Freitagmorgen eingeleitete intensive Suchaktion führte um 8.10 Uhr zum Resultat, als am Camping-Strand von Tulilahti bei Heinävesi das sorgfältig abgedeckte und unkenntlich gemachte Grab im Sumpf, in dem die jungen Frauen noch der Bluttat versteckt worden waren, ans Tageslicht kam. Die Grube war gerade 30 cm tief und ca. 50 cm breit. Gemäß den Erkenntnissen der Polizei wurden die Mädchen auf dem eigentlichen Campingareal getötet und hernach ungefähr 200 Meter in das Versteck für die Leichen weggeschafft. Zu den Tätern der schrecklichen Tat hat die Polizei noch keine Informationen, jedoch wurde am Abend die Festnahme von zwei Mopedfahrern vorgenommen. Die Männer haben bekannt, Ende Juli in Heinävesi unterwegs gewesen zu sein. Zu deren Schuld oder Unschuld an der Ermordung der Mädchen wollte die Polizei indes keine weiteren Angaben machen, da die Verhörungen noch nicht abgeschlossen sind."

An die Gestade des Seeufers des Campingplatzes von Heinävesi wurden laut den Nachrichten in jener Nacht aus der Kaserne von Mikkeli 24 Männer abkommandiert, um den Polizisten behilflich zu sein. Gemäß den Zeitungsberichten begann die Suchaktion am Freitagmorgen um ½2 Uhr, und sie führte zur angegebenen Zeit zum Erfolg.

Der Soldat Mauno Kiviaho zog an einem einen Meter langen Setzling einer Tanne, woraufhin dieser ganz leicht aus der Erde herauskam. Der Soldat zog an einem weiteren Sprößling, und auch der war mit der Hand herauszuziehen. Das Sumpfgrab der 21-jährigen Eine Nyyssönen und der 23-jährigen Riitta Pakkanen war gefunden. Die Grube war mit Moos abgedeckt und die teilweise einer danebenstehenden Anhäufung von Stangenholz entnommenen jungen Föhren - von denen acht Stück gezählt wurden - waren über der Grube bereits ausgetrocknet.

Die Suchaktion der Gruppe rief den Fall der sechs Jahr davor in Isojoki getöteten Kyllikki Saari in Erinnerung. Auch der Leichnam von Kyllikki war bei einer Suchaktion in einem Sumpfgrab entdeckt worden und auf die gleiche Art, indem eine Föhre in der Hand eines der Suchenden sehr leicht aus dem Boden zu ziehen war.

Die Polizei hatte den starken Verdacht, daß Tulilahti der Tatort sei und es wurde beschlossen, den Ort genauer durchzukämmen.

Kriminalkommissar Tauno Räisänen berichtete, daß ein am Camping-Ufer gefundener verbeulter Kochtopf die Schlußfolgerung hinsichtlich des Tatorts nahelegte. Der Topf war einige Tage früher gefunden worden und es wurde angenommen, daß es der Kochtopf der verschwundenen Mädchen war.

In der näheren Umgebung der Grube fanden sich nach dem Auffinden der Leichen überall Gegenstände, die den Mädchen gehörten, zunächst Kleidungsstücke, dann die Satteltaschen, eine Filzdecke, das Zelt. Nur die Fahrräder wurden nicht gefunden.

Die als die Schuldigen verdächtigten Mopedfahrer wurden im Dorf Syväniemi nahe Hirvensalmi festgenommen. Sie waren drei Wochen lang tagsüber auf einem gewissen Bauernhof arbeiten gewesen und zum Zeitpunkt der Festnahme auf einem Haferfeld. Die Dorfbewohner hielten die Männer für verdächtig und gaben bald, nachdem die Leichen gefunden waren, beim Landpolizeikommissar eine Anzeige auf. Die Männer wurden gesucht und in polizeiliches Gewahrsam gebracht, es konnten jene aber für die vermutete Mordnacht zum 28. Juli Alibis aufweisen.

Bald überstürzten sich die Ermittlungen wie im Fall von Kyllikki Saari. In einem Leitartikel der Zeitungen hieß es, daß Dutzende der Bewohner von Heinävesi auf der Liste der Verdächtigen stünden. In der Titelgeschichte wurde vermutet, daß der Mörder sich immer noch auf dem Campingplatz bewege. Der Mörder hatte vielleicht selbst in der Nacht nach der großangelegten Suche vom Samstag noch eine Armbanduhr auf dem Campingplatz abgelegt. Eine Uhr war am Sonntag an einem gut einsehbaren Platz gefunden worden.

Tulilahti wurde zu einem gewaltigen Tummelplatz für die Medien und für allerhand Gerüchte, etliche Festnahmen wurden vorgenommen und in den Zeitungsblättern wurden die seltsamsten Geschichten kolportiert. Verdächtige fanden sich sowohl von weiter her als auch von ganz in der unmittelbaren Nähe, auch in dem Haus, aus dem der Killer eine Schaufel holen ging, wie auch in der Nachbarschaft von dort - und auch der Hund des Hauses bellte ja die betreffende Person nicht an, da sie ihm bekannt gewesen sein muß. Zu einem Hauptverdächtigen wurde sodann auch der Totengräber von Heinävesi, auf dessen gepachteten Land die Grube war. Offensichtlich hatte der Mörder das Boot des Totengräbers benutzt, um die Fahrräder an der tiefsten Stelle im Kermajärvi-See zu versenken. Die Räder wurden am 4. September gefunden.

Die Aussegnung der Mädchen erfolgte in Jyväskylä in der Kirche von Taulumäki am Samstag, dem 29. August, einen Monat nach dem Mord. Begleitet von einer zehntausendköpfigen Gemeindeschar.

Im Herbst des gleichen Jahres ging der Trubel wieder von neuem los, als die Verdächtigungen auf den Gelegenheitsarbeiter Runar Holmström fielen. Dieser wurde im November 1959 in seinem Heimatort Munsala im mittelnordfinnischen Bezirk Österbotten festgenommen. Von Holmström wurde behauptet, daß er den Mädchen mit seinem Moped nachgefahren sei, und das gestand er auch ein. Von den Schnitzspuren von Holmströms Schwedendolch der Marke Mora wurde behauptet, daß sie kongruierten mit den Schnitzspuren an einem über der Grube errichteten Baum. Es wurde auch angeführt, daß der Mann gewalttätig und gefährlich sei.

Viele zweifelten aber auch an der Schuld Holmströms - es hatte jener doch keinerlei Ortskenntnisse. Wie konnte ein kleingewachsener und schmächtiger Mann von 164 cm es fertiggebracht haben, ganz alleine so ein Trauerspiel abzuziehen: die Opfer töten, sie recht weit vom blutigen Tatort wegschleppen, eine Schaufel suchen gehen und eine Grube ausheben, ein Boot entwenden und die Räder versenken. Hernach versteckte der Mörder noch die Gegenstände der Opfer sorgsam verstreut übers ganze Terrain.

Holmström wurde zum offenen Fall. Er erhängte sich am Morgen des 8. Mai 1961 in seiner Zelle im Bezirksgefängnis von Vaasa. Er hinterließ einen Zettel, auf dem er seine Unschuld beteuerte.

Holmström hätte auf alle Fälle ein Urteil mit einer Zwangseinweisung in eine geschlossene Anstalt erwartet, selbst wenn die Anklage wegen Mordes nicht aufrecht erhalten hätte werden können: nach damals gültigem Gesetz war sein Verbrechensregister derart lange, daß allein schon bei den ihm nachgewiesenen Verbrechen, insbesondere dem Besitz einer gestohlenen, durchgeladenen und ungesicherten Pistole bei seiner Verhaftung (die er allerdings nicht anwendete) die Summe seiner Gesamtstrafe die Grenze zu einer Abschottung in einer Zwangseinweisungsanstalt hin überschritten hätte - und jeder, der damals in einem Gefängnis einsaß, fürchtete über alles eine Sicherungsverwahrung. Von einer solchen hieß es damals, daß sie einem lebendig Begrabenwerden gleichkäme - so daß der vorgezogene Selbstmord gar nicht so außergewöhnlich wirkt.

In der finnischen Provinz von Pohjanmaa (Österbotten) sind Kinder im Namen von Holmström eingeschüchtert worden: "Wenn du nicht artig bist, kommt der Runar und nimmt dich mit."


Epilog: Diesen Sommer über hat die Zentrale Kriminalpolizei Finnlands (KRP) ein halbes Dutzend neuer Hinweise erhalten zu den Morden an den zwei damals zum Zelteln gefahrenen Frauen von vor 50 Jahren.

Der Fall hat sich in die Schar der berühmten, unaufgeklärt gebliebenen Kriminalgeschichten des Landes eingereiht.

Mehrere Nachrichtenmedien haben während des Sommers in Artikeln Bezug genommen zu den Ereignissen von Tulilahti von damals, die sich nun vor drei Wochen zum fünfzigsten Mal gejährt haben. Zuvor kamen bereits im Jahre 2000 neue Hinweise hereingeplatzt, als ein Medienhaus ausgiebig das Thema wieder aufgegriffen hatte, wie Kriminalhauptkommissar Martti Kemppainen aus der Abteilung der Kriminalpolizei von Mikkeli berichtet.

Die KRP wird im Laufe des Herbstes den neuerlichen Hinweisen nachgehen. Es würde erst abgewartet, ob sich noch mehrere Tipps einstellten. Diese würden dann allesamt späterhin im Herbst bearbeitet.

Die Zeitung Helsingin Sanomat berichtete von Plänen der KRP hinsichtlich einer neuerlichen Untersuchung des Falls.
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