"Wo sind die Zeiten hin, da die Gymnosophisten..."
Wo sind die Zeiten hin, da die Gymnosophisten
die Jugend eher nicht mit Kost und Lob begrüßten,
als bis ein jeder sprach: dies hab ich heut getan;
ich habe nach Befehl der edlen Tugend Bahn
mit Ernste nachgefolgt; dies hab ich aufgeschrieben,
wozu die Weisheit mich mit Nachdruck hat angetrieben,
dies hat reger Fleiß und Witz hervorgesucht,
dies ist von meinem Geist und Einsicht eine Frucht?
Wo ist der Parther Brauch?
Der meistens dahin ginge,
daß nie ein fauler Mensch den Unterhalt empfinge.
Wie ändert sich die Zucht?
Wie ändert sich die Zeit?
Jetzt wird der dümmste Kopf mit Ehr und Schmuck erfreut.
Vergebens ist es jetzt, daß man die Tugend liebet,
vergebens, daß man sich in Wissenschaften übet,
vergeblich, daß man Tag und Nacht bei Büchern schwitzet,
umsonst, daß man den Kiel zu klugen Schriften schnitzt.
Geld macht jetzt tugendhaft, gelehrt, geschickt und weise:
ein reiches Stutzerchen kann mehr als alte Greise,
Verstand, Gelehrsamkeit, Witz, Ansehn und Vernunft,
Ring, Hut, ja sogar ein Platz in der gelehrten Zunft,
ist jetzt so gut als Obst um bares Geld zu haben.
Geld; nicht die Wissenschaft, sind jetzt die besten Gaben.
...
O du Beredsamkeit! Was fliehst du vor den meisten,
und willst zur Zeit der Not gar keinen Beistand leisten.
Jedoch was klag ich doch den Götterboten an?
Ist nicht der Unverstand und Trägheit Schuld daran?
Wer fordert denn von dir ein spät und langes Schwatzen,
als wollte dir der Bauch vor großer Weisheit platzen.
Sprich kurz, doch aber gut, klug, geistreich, gründlich, rein,
beredsam, angenehm, so magst du Doktor sein.
Kann doch ein Ackerknecht und dummer Schäferjunge,
mit seiner unberedt und öfters rauhen Zunge,
von Schafen, Pflug und Trift, von Äckern, Pflanzen, Saat,
geschickte Antwort tun, so viel er Kundschaft hat.
So wird ein Kandidat doch so viel Maul besitzen,
Als ihm zur Zeit der Not zur Ehre könnte nützen.
Die schlechte Wissenschaft und nicht der Mund hat an allem Schuld.
SIDONIA HEDWIG ZÄUNEMANN
(Erfurter Trägerin des Kaiserlichen Lorbeerkranzes, 26jährig im Jahre 1740 auf einem ihrer gewohnheitsmäßigen Ausritte zu ihrer Schwester tragisch beim Sturz hoch zu Roß von einer zusammenbrechenden Brücke während eines Sturmgewitters ums Leben gekommen)
Kurzfilm eines Juho Kuosmanen in der Schweiz ausgezeichnet
(ein Bericht aus den Neuesten Nachrichten zum Kulturgeschehen der finnischen Zeitung Turun Sanomat vom 16.8.2008, übersetzt aus dem Finnischen)
Helsinki, STT
Der Kurzfilm Stadtmenschen [Kaupunkilaisia] von Juho Kuosmanen hat in der Schweiz auf dem internationalen Filmfestival von Locarno einen zweiten Preis errungen. In der Wettbewerbsserie wurden die besten Kurzfilme von Filmemachern ausgezeichnet, die noch keinen längeren Film hervorgebracht haben. Die Geschichte webt das Leben eines Mannes aus [der finnischen Stadt] Kokkola und das eines Somaliers in Helsinki ineinander. Das Drehbuch zu dem Film lieferte Khadar Ahmed und produziert wurde er von Auli Mantila. Stadtmenschen wird am 22. September im ersten Programm des finnischen Fernsehens ausgestrahlt.
Der vorherige Kurzfilm von dem an der Kunstgewerblichen Hochschule studierenden Kuosmanen 'Stellenwerthalter, die die Gezeiten überstehen' [Kestomerkitsijät], platzierte sich als dritter auf dem Filmfestival von Cannes.
die Jugend eher nicht mit Kost und Lob begrüßten,
als bis ein jeder sprach: dies hab ich heut getan;
ich habe nach Befehl der edlen Tugend Bahn
mit Ernste nachgefolgt; dies hab ich aufgeschrieben,
wozu die Weisheit mich mit Nachdruck hat angetrieben,
dies hat reger Fleiß und Witz hervorgesucht,
dies ist von meinem Geist und Einsicht eine Frucht?
Wo ist der Parther Brauch?
Der meistens dahin ginge,
daß nie ein fauler Mensch den Unterhalt empfinge.
Wie ändert sich die Zucht?
Wie ändert sich die Zeit?
Jetzt wird der dümmste Kopf mit Ehr und Schmuck erfreut.
Vergebens ist es jetzt, daß man die Tugend liebet,
vergebens, daß man sich in Wissenschaften übet,
vergeblich, daß man Tag und Nacht bei Büchern schwitzet,
umsonst, daß man den Kiel zu klugen Schriften schnitzt.
Geld macht jetzt tugendhaft, gelehrt, geschickt und weise:
ein reiches Stutzerchen kann mehr als alte Greise,
Verstand, Gelehrsamkeit, Witz, Ansehn und Vernunft,
Ring, Hut, ja sogar ein Platz in der gelehrten Zunft,
ist jetzt so gut als Obst um bares Geld zu haben.
Geld; nicht die Wissenschaft, sind jetzt die besten Gaben.
...
O du Beredsamkeit! Was fliehst du vor den meisten,
und willst zur Zeit der Not gar keinen Beistand leisten.
Jedoch was klag ich doch den Götterboten an?
Ist nicht der Unverstand und Trägheit Schuld daran?
Wer fordert denn von dir ein spät und langes Schwatzen,
als wollte dir der Bauch vor großer Weisheit platzen.
Sprich kurz, doch aber gut, klug, geistreich, gründlich, rein,
beredsam, angenehm, so magst du Doktor sein.
Kann doch ein Ackerknecht und dummer Schäferjunge,
mit seiner unberedt und öfters rauhen Zunge,
von Schafen, Pflug und Trift, von Äckern, Pflanzen, Saat,
geschickte Antwort tun, so viel er Kundschaft hat.
So wird ein Kandidat doch so viel Maul besitzen,
Als ihm zur Zeit der Not zur Ehre könnte nützen.
Die schlechte Wissenschaft und nicht der Mund hat an allem Schuld.
SIDONIA HEDWIG ZÄUNEMANN
(Erfurter Trägerin des Kaiserlichen Lorbeerkranzes, 26jährig im Jahre 1740 auf einem ihrer gewohnheitsmäßigen Ausritte zu ihrer Schwester tragisch beim Sturz hoch zu Roß von einer zusammenbrechenden Brücke während eines Sturmgewitters ums Leben gekommen)
Kurzfilm eines Juho Kuosmanen in der Schweiz ausgezeichnet
(ein Bericht aus den Neuesten Nachrichten zum Kulturgeschehen der finnischen Zeitung Turun Sanomat vom 16.8.2008, übersetzt aus dem Finnischen)
Helsinki, STT
Der Kurzfilm Stadtmenschen [Kaupunkilaisia] von Juho Kuosmanen hat in der Schweiz auf dem internationalen Filmfestival von Locarno einen zweiten Preis errungen. In der Wettbewerbsserie wurden die besten Kurzfilme von Filmemachern ausgezeichnet, die noch keinen längeren Film hervorgebracht haben. Die Geschichte webt das Leben eines Mannes aus [der finnischen Stadt] Kokkola und das eines Somaliers in Helsinki ineinander. Das Drehbuch zu dem Film lieferte Khadar Ahmed und produziert wurde er von Auli Mantila. Stadtmenschen wird am 22. September im ersten Programm des finnischen Fernsehens ausgestrahlt.
Der vorherige Kurzfilm von dem an der Kunstgewerblichen Hochschule studierenden Kuosmanen 'Stellenwerthalter, die die Gezeiten überstehen' [Kestomerkitsijät], platzierte sich als dritter auf dem Filmfestival von Cannes.
libidopter - 19. Aug, 12:42