"Wir denken heute, wie unheimlich frei wir wären, und daß das Leben z.B. im Mittelalter dagegen furchtbar eingegrenzt war, aber vielleicht schaut einmal jemand nach 200 Jahren in unsere Zeit zurück und wird der Anschauung sein, daß wir" - als es das Geld noch gab - "gar nicht so frei waren"
Joakim Nätterqvist und Sofia Helin als die Hauptstars bei einer historischen Mammutproduktion
Der Tempelritter Arn wird Filmzuschauer in einen Krieg des Mittelalters und in eine Liebe hinein transportieren
(ein Artikel aus der Sparte Kulturelles der südfinnischen Zeitung Turun Sanomat vom 19.2.2008, übersetzt aus dem Finnischen)
Die schwedische Filmproduktion Arn - der Templer, die im 12. Jahrhundert platziert ist, ist bei einem 25-Millionen-Euro-Budget die aufwendigste in der Filmgeschichte skandinavischer Länder. Dessen Hauptrolle, den ins Heilige Land zum Kämpfen ausgeschickten Tempelritter Arn Magnusson, spielt Joakim Nätterqvist, der die für den Krieger wichtige Reitkunst schon von früher her beherrschte.
- Man könnte ruhig sagen, daß ich auf einem Pferderücken geboren bin, denn meine Mutter und mein Vater sind Hindernissreiter und mein Großvater ritt sogar Wettkämpfe auf Olympianiveau. Das Reiten war von seinen Anforderungen her, die der Film an mich stellt, die kleinste, erzählt Nätterqvist und sagt, daß das Kämpfen mit den schweren, mittelalterlichen Schwertern dagegen es verlangte, sich darin zu üben.
Zur Trilogie von Jan Guillou über die Kreuzzüge - Der Weg nach Jerusalem, Der Tempelherr, Das nördliche Reich - werden zwei Spielfilme gedreht, die für den skandinavischen Markt produziert werden. Außerdem wird aus dem Filmmaterial eine verdichtete Version zusammengeschnitten werden für den weiteren, internationalen Vertrieb, und eine vierteilige Fernsehserie zusammengestellt.
Der zweite Film 'Arn - Riket vid vägens slut' wird in Schweden zum Herbst hin sein Debüt haben.
- Der erste Film ist erst die Hälfte meiner Arbeit. Ich möchte auch den Rest davon fertig sehen, bevor ich beurteilen kann, wie gut ich mit meiner Rolle abgeschnitten habe, sagt Nätterqvist.
Basis aus einem Kloster
Arn - der Templer ist aber auch eine Liebesgeschichte. Die Geliebte von Arn, Cecilia, wird zwanzig Jahre in ein Kloster gesperrt. Sofia Helin bereitete sich auf ihre Rolle als eine Frau im Mittelalter vor, indem sie in ein Kloster auf Besuch ging.
- Ich ging ins Kloster, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Art von Gedanken dort in einem aufkommen. Es flößte mir Angst ein, ohne Handy und ohne Kontakt zur Außenwelt dort zurückzubleiben. Ich stellte mir vor, die Stille würde mir im Kloster am meisten zusetzen, aber es gab dort dann eigentlich gar keine Leerlaufzeiten, denn wir waren die ganze Zeit über entweder in einer Messe oder beim Essen. Jedoch herrschte dort eine eigenartige Atmosphäre und eine völlig andere Denkweise, erklärt sie.
Die größte Herausforderung für Helin war es, sich vorzustellen, wie es gewesen sein muß, in einer Zeit zu leben, in der man den Glauben an Gott nicht in Frage stellen konnte.
- Auf der andern Seite denken wir heute, daß wir unheimlich frei wären und daß deren Leben so eingegrenzt war, aber vielleicht schaut einmal jemand nach 200 Jahren in unsere Zeit zurück und ist der Anschauung, daß wir gar nicht so frei waren. Die Menschen im Mittelalter sind auch nicht herumgelaufen, und haben gedacht, "Mensch, sind wir aber eingeschränkt".
- Die Fesseln unserer Zeit sind nicht nur die Religion, sondern es gibt bei uns viel mehr noch an anderen Dingen, die auf unser Leben Druck machen. Wir müssen einen gewissen Typus vorstellen, wir müssen konsumieren und viele Dinge erwerben, sowie uns ständig fortentwickeln. Zum Schluß ist unser Leben voller Stress und wir versuchen, nur noch Dinge zu tun, die man von uns erwartet, sinnt Helin nach.
Seltsame Frauen
An Sofia Helin erinnert man sich aufgrund ihrer bemerkenswerten Rollen unter anderem in den Filmen Zurück aufs Land (2004) und Nina Frisk (2007).
- Ich möchte auf der gleichen Linie weitermachen, denn mir gefällt alles, was mit Extremen zu tun hat, und ich möchte noch mehr so seltsame Frauen darstellen.
Dieses Frühjahr wird Helin unter anderem im [schwedischen Theater] Dramaten mit dabei sein bei einem Stück von Jean Genet, namens Die Mägde.
- Ich brauche sowohl das Theater, als auch das Filmen. Gerade bei den Proben im Dramaten habe ich bemerkt, daß ich zwischendurch das gediegene Prozedere am Theater nötig habe, um mich als Schauspielerin weiter entfalten zu können. Filme werden auf die schnelle Tour gemacht, und es gibt dort dafür keine Zeit, um auf die gleiche Weise wie im Theater an sich zu forschen. Und leider ist es auch so, daß die vielen Theaterregisseure immer noch die besseren sind, was die Führung des Schauspielerns betrifft, sodaß sich zusammen mit ebenjenen auch neue Dinge ausfindig machen lassen können.
Sie war auf der Bühne auch in Finnland zu sehen. Sowohl Nätterqvist als auch Helin waren im letzten Frühjahr mit von der Partie auf einer Tournee des Riksteatern [aus Schweden], das auch nach Turku einen Abstecher machte, auf der zwei damals taufrische Minitheaterstücke, Terminal 3 und Terminal 7, aufgeführt wurden.
Das Hollywood von Marokko
Während Cecilia im Kloster eingesperrt ist, wird Arn als Tempelherr vom westlichen Götanland aus ins Heilige Land, nach Jerusalem, geschickt, wo ein Krieg zwischen Christen und Muslimen entbrannt ist.
- Die Szenen im Heiligen Land wurden im Atlas Studio von Marokko, in Ouarzazate, gedreht, welches auch als das Hollywood von Marokko bezeichnet wird. In dem Studio, das vom Atlas-Gebirge umgeben ist, wurde auch Der Edelstein vom Nil (1985), Gladiator (2000) und Kingdom of Heaven - Der Himmel auf Erden (2005) gedreht.
- Es war klasse, in Marokko zu drehen, zumal ich am Theater gearbeitet hatte und man da immer drinnen ist. In Marokko gab es Wüste und Kamele um einen herum, in der Ferne schimmerte das Atlas-Gebirge und der Himmel leuchtete hellblau. Das war toll, schildert Nätterqvist.
An der Verwirklichung der Produktion waren über ein Dutzend Leute von verschiedenster Nationalität beteiligt.
- In den Studios von Marokko ist man daran gewöhnt, große Massen- und Kampfszenen aufzunehmen. Die Szenen kamen voran mit flottem Rhytmus, und alles war gut organisiert. Dort sind so viele internationale Großproduktionen gemacht worden, daß es schwierig wäre, in unseren kleinen Ländern Statisten zu finden, die bei gleich vielen Filmen mit dabei gewesen wären, erzählt Nätterqvist.
Sofia Helin ist deshalb zufrieden, da der Film Christen und Muslime als gleichwertig behandelt.
- Christen und Muslime sind hier untereinander völlig gleich gut wie auch gleich böse. Dieser Art ist auch die Situation von heute, aber Präsident Bush hat nun einmal beschlossen, daß die Muslime nur die Bösewichte sind. Auch muslimische Schauspieler, die mit dabei waren, waren davon angetan, daß sie wenigstens ein Mal nicht einseitig als die Bösen porträtiert wurden. Es ist sicherlich schwierig, wenn die eigene Kultur immerzu so negativ dargestellt wird.
Geld wirkt sich auf das Schauspielern nicht aus
Wiewohl Arn eine skandinavische Großproduktion ist, hat man nach Meinung der Schauspieler am Drehort nichts von dem großen Kostenrahmen mitbekommen.
- Eigentlich war das Budget für einen derartigen historischen Film nicht so überragend groß. Wir hatten viele Szenen, bei denen es ein paar hundert Statisten gab und diese wurden von einem Ort zum andern verschoben. Vielleicht daran, daß die Bühnenaufbauer und die Maskenbildner alle echte Profis waren, konnte man bemerken, daß es sich um eine Mammutproduktion handelt, sinniert Nätterqvist.
- Auch merkt man beim Schauspielen selber ein größeres Budgetaufgebot nicht gerade, da ein Schauspieler deshalb nicht bessere Leistungen erbringt, wenn mehr Geld zur Verfügung steht. Die Arbeit, die man zu erledigen hat, bleibt sich völlig die gleiche, wenn sich auch dieses mal um einen herum ein größeres Räderwerk drehte.
Der Film Arn - der Templer wird am Freitagabend, den 22.2. zum ersten Mal [in finnischen Kinos] gezeigt.
Kaisa Kujanpää
Der Tempelritter Arn wird Filmzuschauer in einen Krieg des Mittelalters und in eine Liebe hinein transportieren
(ein Artikel aus der Sparte Kulturelles der südfinnischen Zeitung Turun Sanomat vom 19.2.2008, übersetzt aus dem Finnischen)
Die schwedische Filmproduktion Arn - der Templer, die im 12. Jahrhundert platziert ist, ist bei einem 25-Millionen-Euro-Budget die aufwendigste in der Filmgeschichte skandinavischer Länder. Dessen Hauptrolle, den ins Heilige Land zum Kämpfen ausgeschickten Tempelritter Arn Magnusson, spielt Joakim Nätterqvist, der die für den Krieger wichtige Reitkunst schon von früher her beherrschte.
- Man könnte ruhig sagen, daß ich auf einem Pferderücken geboren bin, denn meine Mutter und mein Vater sind Hindernissreiter und mein Großvater ritt sogar Wettkämpfe auf Olympianiveau. Das Reiten war von seinen Anforderungen her, die der Film an mich stellt, die kleinste, erzählt Nätterqvist und sagt, daß das Kämpfen mit den schweren, mittelalterlichen Schwertern dagegen es verlangte, sich darin zu üben.
Zur Trilogie von Jan Guillou über die Kreuzzüge - Der Weg nach Jerusalem, Der Tempelherr, Das nördliche Reich - werden zwei Spielfilme gedreht, die für den skandinavischen Markt produziert werden. Außerdem wird aus dem Filmmaterial eine verdichtete Version zusammengeschnitten werden für den weiteren, internationalen Vertrieb, und eine vierteilige Fernsehserie zusammengestellt.
Der zweite Film 'Arn - Riket vid vägens slut' wird in Schweden zum Herbst hin sein Debüt haben.
- Der erste Film ist erst die Hälfte meiner Arbeit. Ich möchte auch den Rest davon fertig sehen, bevor ich beurteilen kann, wie gut ich mit meiner Rolle abgeschnitten habe, sagt Nätterqvist.
Basis aus einem Kloster
Arn - der Templer ist aber auch eine Liebesgeschichte. Die Geliebte von Arn, Cecilia, wird zwanzig Jahre in ein Kloster gesperrt. Sofia Helin bereitete sich auf ihre Rolle als eine Frau im Mittelalter vor, indem sie in ein Kloster auf Besuch ging.
- Ich ging ins Kloster, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Art von Gedanken dort in einem aufkommen. Es flößte mir Angst ein, ohne Handy und ohne Kontakt zur Außenwelt dort zurückzubleiben. Ich stellte mir vor, die Stille würde mir im Kloster am meisten zusetzen, aber es gab dort dann eigentlich gar keine Leerlaufzeiten, denn wir waren die ganze Zeit über entweder in einer Messe oder beim Essen. Jedoch herrschte dort eine eigenartige Atmosphäre und eine völlig andere Denkweise, erklärt sie.
Die größte Herausforderung für Helin war es, sich vorzustellen, wie es gewesen sein muß, in einer Zeit zu leben, in der man den Glauben an Gott nicht in Frage stellen konnte.
- Auf der andern Seite denken wir heute, daß wir unheimlich frei wären und daß deren Leben so eingegrenzt war, aber vielleicht schaut einmal jemand nach 200 Jahren in unsere Zeit zurück und ist der Anschauung, daß wir gar nicht so frei waren. Die Menschen im Mittelalter sind auch nicht herumgelaufen, und haben gedacht, "Mensch, sind wir aber eingeschränkt".
- Die Fesseln unserer Zeit sind nicht nur die Religion, sondern es gibt bei uns viel mehr noch an anderen Dingen, die auf unser Leben Druck machen. Wir müssen einen gewissen Typus vorstellen, wir müssen konsumieren und viele Dinge erwerben, sowie uns ständig fortentwickeln. Zum Schluß ist unser Leben voller Stress und wir versuchen, nur noch Dinge zu tun, die man von uns erwartet, sinnt Helin nach.
Seltsame Frauen
An Sofia Helin erinnert man sich aufgrund ihrer bemerkenswerten Rollen unter anderem in den Filmen Zurück aufs Land (2004) und Nina Frisk (2007).
- Ich möchte auf der gleichen Linie weitermachen, denn mir gefällt alles, was mit Extremen zu tun hat, und ich möchte noch mehr so seltsame Frauen darstellen.
Dieses Frühjahr wird Helin unter anderem im [schwedischen Theater] Dramaten mit dabei sein bei einem Stück von Jean Genet, namens Die Mägde.
- Ich brauche sowohl das Theater, als auch das Filmen. Gerade bei den Proben im Dramaten habe ich bemerkt, daß ich zwischendurch das gediegene Prozedere am Theater nötig habe, um mich als Schauspielerin weiter entfalten zu können. Filme werden auf die schnelle Tour gemacht, und es gibt dort dafür keine Zeit, um auf die gleiche Weise wie im Theater an sich zu forschen. Und leider ist es auch so, daß die vielen Theaterregisseure immer noch die besseren sind, was die Führung des Schauspielerns betrifft, sodaß sich zusammen mit ebenjenen auch neue Dinge ausfindig machen lassen können.
Sie war auf der Bühne auch in Finnland zu sehen. Sowohl Nätterqvist als auch Helin waren im letzten Frühjahr mit von der Partie auf einer Tournee des Riksteatern [aus Schweden], das auch nach Turku einen Abstecher machte, auf der zwei damals taufrische Minitheaterstücke, Terminal 3 und Terminal 7, aufgeführt wurden.
Das Hollywood von Marokko
Während Cecilia im Kloster eingesperrt ist, wird Arn als Tempelherr vom westlichen Götanland aus ins Heilige Land, nach Jerusalem, geschickt, wo ein Krieg zwischen Christen und Muslimen entbrannt ist.
- Die Szenen im Heiligen Land wurden im Atlas Studio von Marokko, in Ouarzazate, gedreht, welches auch als das Hollywood von Marokko bezeichnet wird. In dem Studio, das vom Atlas-Gebirge umgeben ist, wurde auch Der Edelstein vom Nil (1985), Gladiator (2000) und Kingdom of Heaven - Der Himmel auf Erden (2005) gedreht.
- Es war klasse, in Marokko zu drehen, zumal ich am Theater gearbeitet hatte und man da immer drinnen ist. In Marokko gab es Wüste und Kamele um einen herum, in der Ferne schimmerte das Atlas-Gebirge und der Himmel leuchtete hellblau. Das war toll, schildert Nätterqvist.
An der Verwirklichung der Produktion waren über ein Dutzend Leute von verschiedenster Nationalität beteiligt.
- In den Studios von Marokko ist man daran gewöhnt, große Massen- und Kampfszenen aufzunehmen. Die Szenen kamen voran mit flottem Rhytmus, und alles war gut organisiert. Dort sind so viele internationale Großproduktionen gemacht worden, daß es schwierig wäre, in unseren kleinen Ländern Statisten zu finden, die bei gleich vielen Filmen mit dabei gewesen wären, erzählt Nätterqvist.
Sofia Helin ist deshalb zufrieden, da der Film Christen und Muslime als gleichwertig behandelt.
- Christen und Muslime sind hier untereinander völlig gleich gut wie auch gleich böse. Dieser Art ist auch die Situation von heute, aber Präsident Bush hat nun einmal beschlossen, daß die Muslime nur die Bösewichte sind. Auch muslimische Schauspieler, die mit dabei waren, waren davon angetan, daß sie wenigstens ein Mal nicht einseitig als die Bösen porträtiert wurden. Es ist sicherlich schwierig, wenn die eigene Kultur immerzu so negativ dargestellt wird.
Geld wirkt sich auf das Schauspielern nicht aus
Wiewohl Arn eine skandinavische Großproduktion ist, hat man nach Meinung der Schauspieler am Drehort nichts von dem großen Kostenrahmen mitbekommen.
- Eigentlich war das Budget für einen derartigen historischen Film nicht so überragend groß. Wir hatten viele Szenen, bei denen es ein paar hundert Statisten gab und diese wurden von einem Ort zum andern verschoben. Vielleicht daran, daß die Bühnenaufbauer und die Maskenbildner alle echte Profis waren, konnte man bemerken, daß es sich um eine Mammutproduktion handelt, sinniert Nätterqvist.
- Auch merkt man beim Schauspielen selber ein größeres Budgetaufgebot nicht gerade, da ein Schauspieler deshalb nicht bessere Leistungen erbringt, wenn mehr Geld zur Verfügung steht. Die Arbeit, die man zu erledigen hat, bleibt sich völlig die gleiche, wenn sich auch dieses mal um einen herum ein größeres Räderwerk drehte.
Der Film Arn - der Templer wird am Freitagabend, den 22.2. zum ersten Mal [in finnischen Kinos] gezeigt.
Kaisa Kujanpää
libidopter - 19. Feb, 21:33