Brüderlich vereint, aller Zwist und alle Opfer der Vergangenheit unter den Völkern vergeben und vergessen, forschen Schrittes einer Neuen Zeit entgegengehend
Heiligsee ist ein Platz zum Durchatmen für die Sankt Petersburger
(ein Beitrag aus der Sonntags-Sparte der finnischen Zeitung Turun Sanomat vom 23.9.2007, übersetzt aus dem Finnischen)
Heiligsee (Pyhäjärvi) im Bezirk Wiburg (Viipuri), eine der größten Ortschaften auf der Landzunge von Karelien, lockt immer mehr Sankt Petersburger in die Stille der Natur. In der Umgebung des großen Heiligsees mit seinen klaren Gewässern und den vielen anderen Seen des Gebiets erstehen immer mehr Sommerhäuschen.. Die Sankt Petersburger entfliehen dem Lärm und den Verschmutzungen der Großstadt, hinein in die Mitte von ehemalig Heiligsee und in den Schoß der Dörfer.
Doch vor ihnen schon hatte die Schönheit der Natur von Heiligsee den Urlaubsreise-Unternehmer Antti Musakka von sich überzeugt, der an den Gestaden des Heiligsees das von seinem verstorbenen Vater begonnene Urlaubsreise-Unternehmen fortsetzt. Die Konditionen des Unternehmens, insbesondere die sich verändernden Steuerangelegenheiten, sind etwas, das Antti Musakka beschäftigt. Er denkt auch über Entschlüsse nach, die die Zukunft mit sich mitbringen mag, auf die seine zweijährige Tochter Janina einen großen Einfluß haben wird.
- Wenn Janina nach fünf Jahren in die Schule geht, dürfte sich das Leben in einer gewissen Weise verändern. Es fällt einem aber schwer, von hier fortzugehen, wenn man schon so viele Jahre hier gelebt hat. Die Ortschaft ist der Geburtsort meines Vaters.
Die sich verändernden Gesetzesrichtlinien, vor allem was die Besteuerung betrifft, beschäftigen den finnischen Unternehmer. Angelegenheiten der Sicherheit verursachen keine Probleme mehr, wie noch in den 1990ern, als Antti sich einmal einer derartigen Behandlung ausgesetzt sah, daß er gleich "krankenhausreif" war. Das Unternehmen sollte von der Grundidee her immer irgend einen Bewachungsladen auch haben. Vor zwei Jahren brannte das Wohnhaus von Musakka an einem Tag im Januar ab, ein neues Haus ist aber bereits an dessen Stelle an dem Platz erstanden.
Die anfangs für das Urlaubsreise-Unternehmen angemieteten Ländereien sind käuflich sich übereignet worden, aber da ein Ausländer in Rußland kein Land besitzen darf, sind die Ländereien im Namen der Frau von Musakka, Lena, erworben worden. Gegenwärtig wird ein neues Gebäude für Urlauber am Ufer des Heiligsees errichtet.
- Ein großes Problem hier ist die Beschaffung guter Arbeitskräfte. Die Menschen wollen keine richtige Arbeit verrichten. Sie gehen in die Pilze und sammeln Beeren. Nachdem sie damit zu etwas Geld gekommen sind, kaufen sie sich Wodka und sitzen herum und betrinken sich. Geht einem der Wodka aus, macht man sich wieder in den Wald auf, beklagt sich die russische Lena, die aus Wiburg gebürtig ist.
Heiligsee (Pyhäjärvi), das Gebiet um das gegenwärtige Otradnoje mit seinem Bahnhof, das Dorf mit seiner Kirche, die Umgebung des Landsitzes von Taubila und die etlichen kleineren Dörfer sind seit den Tagen der Finnenzeit ruhig geworden. Das Landhaus von Taubila, das im Besitz des Familienclans Fazer war, gibt es nicht mehr, aber in der Nähe des Weges, der zu dem Landhaus führte, gibt es ein Amtsgebäude, Läden, eine Apotheke und einen Markt für die Leute aus der Ortschaft. Auf dem Gebiet des ehemaligen Landhauses ist eine neue orthodoxe Kirche erstanden.
An einigen Stellen entlang des Heiligsees gibt es jedoch noch einige intakte Finnenhäuser. Einige von denen haben neues Leben als Datschen neureicher Russen bekommen. Das im Jahre 1937 aus Ziegelstein errichtete Volksschulgebäude von Heiligsee steht im Besitz eines neureichen Sankt Petersburgers. Das Gebäude diente während der Zeit des Winterkriegs zwischen Rußland und Finnland als Feldlazarett. Einige der Urlaubs-Mitanwohner kommen gar aus Moskau.
Jetzt darf man in Rußland wieder direkt am Ufer eines Gewässers bauen, was sich im Bild der Uferlandschaften der Seen nahe der Ortschaft abzeichnet. Während der Fahrt zum Einkauf von Lebensmitteln weist Lena Musakka hin auf das nahegelegene, zur unteren Pfarrei gehörige Ufergebiet von Heiligsee. Ein Hotel steht für dorthin in der Planung.
Die finnischen, massiven Granitstein-Pfeiler des Tors zum Friedhof stehen immer noch an ihrem Platz. Aus der Schar orthodoxer Kreuzer sticht ein schönes Denkmal aus Stein heraus, das zum Gedenken an in den Schlachten des Befreiungskriegs von 1918 gefallene Finnen errichtet worden ist. An dem Denkmal ist ein Text auf Finnisch angebracht, der besagt: "Sie standen für das Gesetz und für die Freiheit ein. Unter Aufopferung ihres Lebens. In Frieden geniessen sie nun den stillen Schlummer im Schosse des Lands ihrer Väter".
Auch von der Finnenzeit erzählt ein von den Finnen aufgestellter, innerhalb eines umzäunten Areals befindlicher Gedenkstein, auf dem geschrieben steht, daß von 1756 bis 1940 die Kirche von Heiligsee und der Friedhof in der Nähe des Gedenksteins standen. Von dem alten Friedhof der Finnen ist nicht mehr viel übriggeblieben, denn die Russen haben ihre Toten auf den Gräbern der Finnen einfach obendrauf begraben. An der Seite auf einem Weg liegt ein umgestossener Grabstein einer Maria Huppunen.
Auf der anderen Seite des Wegs steht weiterhin wacker ein Denkmal für die Bestochenen Bauern, das im Jahre 2000 restauriert wurde. Das von den Rechtsstreitigkeiten der Bauern erzählende Denkmal wurde von Aimo Karimo entworfen. Die Finnen haben, dort auf dem Weg zu Musakka hin, an einem eingezäunten Ort für Finnen, die im Winter- und im daran anschließenden Krieg den Heldentot starben, ein Denkmal errichtet.
Der UrlauberStrand von Musakka befindet sich in Entfernung ungefähr eines Kilometers von der ehemaligen Mitte des Ortes, dicht ans Ufer des Heiligsees gesetzt. Antti Musakka kennt sich in der Gemeinde aus, wie er seine zehn Finger kennt, und hat jahrelang ehemalige Bewohner von Heiligsee auf deren heimatliche Scholle gefahren, auch nach Salitsanranta, wo sein Vater zur Schule ging.
Antti Musakka überlegt sich, was wohl dereinst passiert, wenn die Generation der Finnen, die am Heiligsee gelebt haben, gegangen sein wird. Werden sich junge Finnen für die Wurzeln ihrer Väter interessieren?
- Vielleicht muß ich mehr auf die russischen Touristen setzen. Im Winter kommen diese in motorisierten Schlitten hier dahergefahren, und gehen auf zugefrorenen Wassern zum Fischen an auf dem Eis offengeschlagenen Stellen.
Eine jetzige Bewohnerin der Ortschaft, eine aus der Umgebung von Nowgorod in den 1950er Jahren dazugezogene Frau mit dem Namen Nina, kommt, auf einen Stock gestützt, ihres Weges daher, auf dem Weg zum Einkaufszentrum.
- Dies ist ein guter Ort, um hier zu wohnen. Ich habe an ihm nichts auszusetzen und ich sehne mich auch nirgendwoanders hin. Es geziemt sich wohl, daß Finnen hier zu Besuch kommen. Ich weiß, daß dies hier früher finnisches Gebiet war.
Eija Loueniva, Otradnoje
(ein Beitrag aus der Sonntags-Sparte der finnischen Zeitung Turun Sanomat vom 23.9.2007, übersetzt aus dem Finnischen)
Heiligsee (Pyhäjärvi) im Bezirk Wiburg (Viipuri), eine der größten Ortschaften auf der Landzunge von Karelien, lockt immer mehr Sankt Petersburger in die Stille der Natur. In der Umgebung des großen Heiligsees mit seinen klaren Gewässern und den vielen anderen Seen des Gebiets erstehen immer mehr Sommerhäuschen.. Die Sankt Petersburger entfliehen dem Lärm und den Verschmutzungen der Großstadt, hinein in die Mitte von ehemalig Heiligsee und in den Schoß der Dörfer.
Doch vor ihnen schon hatte die Schönheit der Natur von Heiligsee den Urlaubsreise-Unternehmer Antti Musakka von sich überzeugt, der an den Gestaden des Heiligsees das von seinem verstorbenen Vater begonnene Urlaubsreise-Unternehmen fortsetzt. Die Konditionen des Unternehmens, insbesondere die sich verändernden Steuerangelegenheiten, sind etwas, das Antti Musakka beschäftigt. Er denkt auch über Entschlüsse nach, die die Zukunft mit sich mitbringen mag, auf die seine zweijährige Tochter Janina einen großen Einfluß haben wird.
- Wenn Janina nach fünf Jahren in die Schule geht, dürfte sich das Leben in einer gewissen Weise verändern. Es fällt einem aber schwer, von hier fortzugehen, wenn man schon so viele Jahre hier gelebt hat. Die Ortschaft ist der Geburtsort meines Vaters.
Die sich verändernden Gesetzesrichtlinien, vor allem was die Besteuerung betrifft, beschäftigen den finnischen Unternehmer. Angelegenheiten der Sicherheit verursachen keine Probleme mehr, wie noch in den 1990ern, als Antti sich einmal einer derartigen Behandlung ausgesetzt sah, daß er gleich "krankenhausreif" war. Das Unternehmen sollte von der Grundidee her immer irgend einen Bewachungsladen auch haben. Vor zwei Jahren brannte das Wohnhaus von Musakka an einem Tag im Januar ab, ein neues Haus ist aber bereits an dessen Stelle an dem Platz erstanden.
Die anfangs für das Urlaubsreise-Unternehmen angemieteten Ländereien sind käuflich sich übereignet worden, aber da ein Ausländer in Rußland kein Land besitzen darf, sind die Ländereien im Namen der Frau von Musakka, Lena, erworben worden. Gegenwärtig wird ein neues Gebäude für Urlauber am Ufer des Heiligsees errichtet.
- Ein großes Problem hier ist die Beschaffung guter Arbeitskräfte. Die Menschen wollen keine richtige Arbeit verrichten. Sie gehen in die Pilze und sammeln Beeren. Nachdem sie damit zu etwas Geld gekommen sind, kaufen sie sich Wodka und sitzen herum und betrinken sich. Geht einem der Wodka aus, macht man sich wieder in den Wald auf, beklagt sich die russische Lena, die aus Wiburg gebürtig ist.
Heiligsee (Pyhäjärvi), das Gebiet um das gegenwärtige Otradnoje mit seinem Bahnhof, das Dorf mit seiner Kirche, die Umgebung des Landsitzes von Taubila und die etlichen kleineren Dörfer sind seit den Tagen der Finnenzeit ruhig geworden. Das Landhaus von Taubila, das im Besitz des Familienclans Fazer war, gibt es nicht mehr, aber in der Nähe des Weges, der zu dem Landhaus führte, gibt es ein Amtsgebäude, Läden, eine Apotheke und einen Markt für die Leute aus der Ortschaft. Auf dem Gebiet des ehemaligen Landhauses ist eine neue orthodoxe Kirche erstanden.
An einigen Stellen entlang des Heiligsees gibt es jedoch noch einige intakte Finnenhäuser. Einige von denen haben neues Leben als Datschen neureicher Russen bekommen. Das im Jahre 1937 aus Ziegelstein errichtete Volksschulgebäude von Heiligsee steht im Besitz eines neureichen Sankt Petersburgers. Das Gebäude diente während der Zeit des Winterkriegs zwischen Rußland und Finnland als Feldlazarett. Einige der Urlaubs-Mitanwohner kommen gar aus Moskau.
Jetzt darf man in Rußland wieder direkt am Ufer eines Gewässers bauen, was sich im Bild der Uferlandschaften der Seen nahe der Ortschaft abzeichnet. Während der Fahrt zum Einkauf von Lebensmitteln weist Lena Musakka hin auf das nahegelegene, zur unteren Pfarrei gehörige Ufergebiet von Heiligsee. Ein Hotel steht für dorthin in der Planung.
Die finnischen, massiven Granitstein-Pfeiler des Tors zum Friedhof stehen immer noch an ihrem Platz. Aus der Schar orthodoxer Kreuzer sticht ein schönes Denkmal aus Stein heraus, das zum Gedenken an in den Schlachten des Befreiungskriegs von 1918 gefallene Finnen errichtet worden ist. An dem Denkmal ist ein Text auf Finnisch angebracht, der besagt: "Sie standen für das Gesetz und für die Freiheit ein. Unter Aufopferung ihres Lebens. In Frieden geniessen sie nun den stillen Schlummer im Schosse des Lands ihrer Väter".
Auch von der Finnenzeit erzählt ein von den Finnen aufgestellter, innerhalb eines umzäunten Areals befindlicher Gedenkstein, auf dem geschrieben steht, daß von 1756 bis 1940 die Kirche von Heiligsee und der Friedhof in der Nähe des Gedenksteins standen. Von dem alten Friedhof der Finnen ist nicht mehr viel übriggeblieben, denn die Russen haben ihre Toten auf den Gräbern der Finnen einfach obendrauf begraben. An der Seite auf einem Weg liegt ein umgestossener Grabstein einer Maria Huppunen.
Auf der anderen Seite des Wegs steht weiterhin wacker ein Denkmal für die Bestochenen Bauern, das im Jahre 2000 restauriert wurde. Das von den Rechtsstreitigkeiten der Bauern erzählende Denkmal wurde von Aimo Karimo entworfen. Die Finnen haben, dort auf dem Weg zu Musakka hin, an einem eingezäunten Ort für Finnen, die im Winter- und im daran anschließenden Krieg den Heldentot starben, ein Denkmal errichtet.
Der UrlauberStrand von Musakka befindet sich in Entfernung ungefähr eines Kilometers von der ehemaligen Mitte des Ortes, dicht ans Ufer des Heiligsees gesetzt. Antti Musakka kennt sich in der Gemeinde aus, wie er seine zehn Finger kennt, und hat jahrelang ehemalige Bewohner von Heiligsee auf deren heimatliche Scholle gefahren, auch nach Salitsanranta, wo sein Vater zur Schule ging.
Antti Musakka überlegt sich, was wohl dereinst passiert, wenn die Generation der Finnen, die am Heiligsee gelebt haben, gegangen sein wird. Werden sich junge Finnen für die Wurzeln ihrer Väter interessieren?
- Vielleicht muß ich mehr auf die russischen Touristen setzen. Im Winter kommen diese in motorisierten Schlitten hier dahergefahren, und gehen auf zugefrorenen Wassern zum Fischen an auf dem Eis offengeschlagenen Stellen.
Eine jetzige Bewohnerin der Ortschaft, eine aus der Umgebung von Nowgorod in den 1950er Jahren dazugezogene Frau mit dem Namen Nina, kommt, auf einen Stock gestützt, ihres Weges daher, auf dem Weg zum Einkaufszentrum.
- Dies ist ein guter Ort, um hier zu wohnen. Ich habe an ihm nichts auszusetzen und ich sehne mich auch nirgendwoanders hin. Es geziemt sich wohl, daß Finnen hier zu Besuch kommen. Ich weiß, daß dies hier früher finnisches Gebiet war.
Eija Loueniva, Otradnoje
libidopter - 24. Sep, 19:57