6
Jun
2007

Ruhm um des Ruhmes willen allein bringt nichts ein

Sibirien war ihm eine Lehre

(aus dem Sonntagssonderteil der Turun Sanomat vom 3.6.2007, übersetzt aus dem Finnischen)

Das Jahr in einem russischen Gefängnis befreite mich von meinen Jugendträumen, vom Vorantreiben des Friedens und der Waffenabrüstung, wie der demnächst 40-jährige, hauptsächlich in Berlin lebende Mathias Rust in einem Zeitungsinterview mit seinen Erfahrungen abrechnend sagte.

Rust machte vor 20 Jahren (28.5.1987) Geschichte, indem er mit einer Cessna 172-Kleinmaschine neben dem Kreml auf dem Roten Platz von Moskau landete. Jetzt würde er, wenn es möglich wäre, den Flug ungeschehen machen wollen. Das gleiche würden auch die wegen des Flugs entlassenen russischen Offiziere wollen.

Die Berühmtheit brachte Rust kein Glück ein. Nachdem er aus dem Gefängnis freigekommen war, wurde er wegen eines Ladendiebstahls und während seines Zivildiensts wegen einer Messerstecherei mit einem Krankenpfleger verurteilt.

Der durch berufsmäßiges Pokern sich über Wasser haltende, schlaksige, kurzhaarige und sportliche Rust betreibt Dauerlauf und segelt. Der Moskau-Flug hatte ihn um seine Fluglizenz gebracht, letztes Jahr hat er sich jedoch in Südamerika eine neue beschafft.

Der ruhige und zurückgezogen lebende Rust hat nicht den richtigen Lebenspartner gefunden. Vor drei Jahren trennte er sich von seiner zweiten Frau aus Indien.

Risto K. Tähtinen
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Es gibt kein größeres kulturelles Gut, als der trägen, dekonstruktiv wirkenden tückischen Zeit, in der man lebt, mit edlen Pioniertaten die Stirn zu bieten



Posse eines Abends im Sommer

Schau, Liebstes, wie fahl
der Flügelschlag des mit den Wolken fliegenden Vogels ist.
Mit demselben hat sich der Abend bereits mit katzengleichem Schritt ins
Gebüsch verzogen.

Er hält sich versteckt, einen Schalk ausheckend,
und spitzt zu uns herüber.
Ein Verzauberer ist er. Aber auch ich gehöre den Verzauberern an.

Von den Ästen eines Baums, schau nur her, entwendete ich
eine Handvoll Wind
und von deiner Wange das Abendrot
und vom Munde weg Schmetterlinge.

Und trotzdem spielte der Abend uns einen Streich, gewann er das Spiel:
still und heimlich führte er dich und mich von uns selbst hinweg.


(ein Gedicht von Uuno Kailas [1901 - 1933], eines Dichters der
Feuerträger-Ära Finnlands zu Beginn des letzten Jahrhunderts, in erstmaliger
Übersetzung von mir ins Deutsche)


Kurze Vorgeschichte zu einem Epilog:

Der Leiter des Theaters der nordfinnischen Stadt Oulu (Oulu hatte sich
vor einigen Jahren allen Ernstes um den Rang der Kulturhauptstadt
Europas beworben), Jussi Helminen, fordert im Januar 1987 vier
Theaterstudenten aus Helsinki an, um beim Profi-Treffen während der Theatertage von
Oulu "etwas herbes" aufgeführt zu bekommen.
Aus einem Performance-Stück des Gottes Theater wird denn auch ein die Nation
erschütternder Kulturskandal. Der dafür verantwortlich zeichnende Jari
Halonen
und Kumpane werden in den Bau auf Urlaub geschickt.

Der Film von ebenjenem Halonen über das Leben des berühmtesten
finnischen Nationalschriftstellers des vorletzten Jahrhunderts Aleksis Kivi
("Die sieben Brüder")
hat im Januar 2002 seine ganz Finnland einnehmende
Erstaufführung. Im Februar 2002 vermarktet die Filmstiftung Finnlands
den Film von Halonen auf dem Filmfestival von Berlin.

Zitat aus einem Artikel des besagten Jari Halonen aus dem Jahre 2002
zur gesellschaftlichen Funktion von Kunst und zu deren effektiver
Stellung in der Gesellschaft von Heute:


'"Kunst ist eine gesellschaftliche Funktion, sie vermittelt der
Gesellschaft und den politischen Entscheidungsträgern die menschlichen Werte.
Jedoch war die Kunst während der 1990er völlig ins Abseits geraten, und
Beschlüsse sind gefasst worden, die lediglich auf den harten Werten der
Wirtschaft fundieren. Wenn eine Gesellschaft gesund ist, sind die
Beschlüsse auf menschlichen Werten gegründet."

Laut Halonen setzte der Verfall der Kunst in Finnland bereits zu Ende
der 1980er ein.

"Im Januar 1987 war das finnische Theater das letzte Mal in einer
zentralen Position innerhalb der Gesellschaft gewesen. Ich bin stolz darauf,
daß wir die Situation realisiert hatten, das Gottes Theater war
doch nichts anderes als ein Schrei um Hilfe in der Not. Jetzt erst habe
ich begriffen, daß es eine Tat von der Größenordnung eines Aleksis Kivi
war, und daß ich ein Künstler der Schule von Aleksis Kivi bin."

Kivi hatte als finnisch schreibender Schriftsteller der Belletristik
sich gegen die auf Schwedisch publizierende kulturelle Elite des damals
noch unter der Fuchtel Schwedens gestandenen Landes als erster
durchgesetzt, und damit eine Pioniertat geleistet.

In "Gottes Theater" war die Kacke am Fliegen

Wenn Menschen durchbrennen, ist es immer irgendwie ein Notsignal

(Ein Bericht des Finnischen Radios YLE vom 11.12.1987, übersetzt aus dem Finnischen)

Im Januar 1987 stellten vier Schauspieler- und Regisseur-Studenten
während der Theatertage des Nordens von Oulu eine provokatorische
Aufführung auf.

Das Publikum, das sich aus einheimischem Theatervolk zusammensetzte,
bekam, begleitet von hochgehenden Feuerwerkskörpern, Hühnereier,
Exkremente und Feuerlöscherschaum über sich an den Ranzen. In der
Öffentlichkeit wurde das Zuschlagen der "Gottes Theater" sich nennenden Gruppe als
ein terroristischer und faschistischer Akt betitelt. Es wurde sogar
vorgeschlagen, die ganze Theaterhochschule schließen zu lassen. Der
Minister fürs Rechtswesen Gustav Björkstrand forderte die Entlassung des als
Ziehvater der Rabauken angesehenen Professors Jouko Turkka und Lektors
Jussi Parviainen. Als Theaterstudenten, die diese unterstützten, im
Zusammenhang von Demonstrationen von ihnen, Fenster und Mobiliar der Schule
zerbrachen, verloren die Mitglieder des "Gottes Theater" und vier
weitere Studenten für ein Jahr ihre Studiererlaubnis.

Der abschließende Kontobestand aus dem Theaterereigniss vom Januar 1987
in Oulu waren 849 Tagesbußgelder, 40 000 Finnmark für den Ersatz der
Schäden, und Gefängnisstrafen von je sieben Monaten, zur Bewährungsprobe
belassen. Obwohl die dem "Gottes Theater" angehörenden Jari Halonen und
Jorma Tommila zwar an die Einflußmöglichkeiten des Theaters glaubten,
ließen sie wegen dessen gegenwärtiger, fast ausschließlicher Ausrichtung
auf Unterhaltsamkeit einen Aufschrei los.

Ihrer Meinung nach waren jedoch die Coups von Jörn Donner und die
Tagebuchabwägungen von Leif Salmen richtiggehendes Theater der Neuzeit.

Jukka Lindfors


(Hierzu ein Bericht der Turun Sanomat, der die Ereignisse von damals
noch einmal am 28.10.2005 Revue passieren läßt)


In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre ließ das finnische Theater die
Menschen wieder ein weiteres Mal in sich zusammenfahren. In den
Fußstapfen des höchst rampenlicht-effizienten Theatermachers Jouko Turkka
folgte eine Schar junger Männer nach, einer umtriebiger als der andere. Von
diesen legte 1987 in Oulu das sogenannte Gottes Theater eines Jari
Halonen, Esa Kirkkopelto, Jari Hietanen und Jorma Tommila eine kulturelle
Schlitzohrnummer hin, bei der die Vorführkünstler herumschnipselten,
sich selbst mit Kot beschmierten, Exkremente auch in die Gruppe der
Zuschauer warfen und daraufhin dann darüber Feuerlöscherschaum sprühten, das
Ereignis des Jahrzehnts, worüber vielleicht am meisten gesprochen
wurde.

Der Akt dauerte so um die zwei Minuten, aber man setzte sich noch über Jahre hinweg weiterhin damit auseinander. Es wurde nach verschiedenartigen Gründen für das Unglück gesucht, von der Psychologie der Individuen bis zu den beklemmenden Nöten innerhalb der Theaterhochschule.

Das ganze Vierergespann wurde für die Tat zu sieben Monaten
Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt. Außerdem wurde zur Angelegenheit eine
parlamentarische Anhörung abgehalten, bei der der Minister fürs
Rechtswesen die Entlassung des Leitenden Professors der Theaterhochschule Jouko
Turkka und des Lektors für Dramaturgie Jussi Parviainen forderte.
Rektor Outi Nyytäjä schied aus seinem Amt, aber zum Schluß wurden die
Entlassungen für ungesetzlich erklärt.

Wenn man ohne Konzept jemand vor den Kopf gestoßen hat, kann man hinterher nur schwerlich eine gar verherrlichende Erklärung nachreichen wollen

Und doch war es nur ein verkaterter Beschiss!

Eine Stellungnahme aus dem Jahre 2002 von Ahti Ahonen, dem damaligen Intendanten des Stadttheaters und heutigen Leiter des Theaters von Rovaniemi, zur Erklärung von Jari Halonen zum skandalösen Theatercoup von dessen Schauspielergruppe 'Gottes Theater' 1987 in Oulu (übersetzt aus dem Finnischen):

Wenn ein Schiff auf einen Felsen aufläuft, wird ein Meeresbericht
abgegeben, und darin werden alle möglichen Aufprallstöße mit
Naturgewalten erklärt, gegen die heldenhaft angekämpft worden wäre. Ein ähnliches
Streben nach einer Erhöhung findet sich in dem traurigen Versuch von
Jari Halonen einer Erklärung für die Provokation von Oulu im Januar 1987.
Damals waren im Stadttheater von Oulu die Theater-Profis aus dem
nördlichen Finnland zusammen mit am Theater interessierten Menschen aus der
Stadt Oulu versammelt, deren Theaterrealität und kultureller
Bezugsrahmen diesen kleinen Messiasen aus Helsinki völlig unbekannt gewesen sein
mußte, aber eben ein ah so passendes Umfeld für ihr Schmierfinken-Spiel
der Analstufe bot, mit welchem man zu gleicher Anerkennung gelangen
wollte wie ebenjene Berühmtheiten, die Halonen als Kind damals im
Straßenbahnwagen zusammen mit seiner Mutter auf Werbebildern sah. Nur, daß die
Ehrung hier keine Rolle spielte: es sollte schon genug sein, wenn man
nur berühmt würde, und um dieses Ziel zu erreichen, wurde ernsterdings
eine Handlung ersonnen. Aufgabenstellung war es gewesen, uns armen
Tölpeln der Peripherie die Methodologie der Theaterhochschule nahezubringen.
Aber da die Hausaufgaben nur schlecht gemacht waren, schuf das
drittklassige Bier des Speisewagens einen Boden für eine Betriebssamkeit, in
deren Schatten die Konzentrat-Feuerlöscher des Schlafwagens abgezapft
wurden und man dann in aller Herrgottsfrüh auf nüchternen Magen verkatert
sich ausscheißen ging und das so erzeugte Produkt in der Duschkabine
des Hotels in Sicherheit brachte. Als der Blödsinn der Gruppe dann
anfing, sich in einem Handlungsfieber zu verdichten, und sie ein Arsenal von
allerlei Sachen, mit denen geworfen werden konnte, beisammen hatte, war
man denn auch schon bereit für die "Performance".

Insofern irgend ein zu erreichendes Ziel mit der Sache verfolgt hätte werden sollen, mal ganz zu schweigen von einer wohlausgedachten und festgeschriebenen
Zielbestimmtheit, hätte die Truppe sicherlich trotz der Steifheit des
Programmrahmens genügend Zeit gefunden, um ein solches der anwesenden Gruppe
von Augenzeugen mitzuteilen. Hingegen war die Aufführung aufgemacht durch
ein "Bis auf die Unterwäsche aus der Schale Schlüpfen", das Werfen von
Scheißdreck auf das Publikum hin, ergänzt durch einen Hagelregen von
Jogurtbechern und platzenden Geschossen, und durch ein fluchtartiges
Verlassen des Ortes inmitten von Nebelschwaden aus Löschgeräten. Nachdem
sie sich vom Ort des Geschehens fortgestohlen hatte, kam die Gruppe dann
in einer örtlichen Kaffeestube zu einem Klubtreffen der gegenseitigen
Belobigung zusammen, wo man sich damit brüstete, daß man echt stark
gewesen wäre und es nun ihnen aber tüchtig gezeigt hätte.
So war es gewesen, und nichts anderes!
Von wegen "im Geiste eines Aleksis Kivi gehandelt"!
Einen Scheißdreck war so gehandelt worden.
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Eine Welt so ganz ohne Geld

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